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Gedanken zum Blechblasen

Gedanken und Anmerkungen zum Blechblasen


Mut - und Demut


Ein Blechblasinstrument zu erlernen ist eine spannende und unbekannte Herausforderung: Wir wollen Klänge auf der Trompete, dem Waldhorn oder der Posaune erzeugen, wunderbare Melodien spielen - alleine oder in der vielstimmigen Gemeinschaft mit anderen - und das Instrument "beherrschen". Da jedes Blechblasinstrument aber "nur" ein unveränderliches Stück Messing ist, liegt es nahe, dass es der Aspirant aufs Blechblasen nur SELBST (Geist und Körper) ist, der sich erkennen und zu beherrschen lernen darf ... ;-)

 

Ohne eigenes Streben nach Selbsterkenntnis, ohne Erlernen von Körperbeherrschung und ohne Erspüren des Vorgangs des Blasens werden wir nicht erfolgreich sein. Es wird also nichts mit einem schnellen Erfolg und dem mühelosen Erreichen des Ziels. Der Konflikt zwischen dem kindlichen Wunsch, dass einem die Fähigkeit und der Erfolg in den Schoß fallen möge einerseits - und der wachsenden Einsicht der Notwendigkeit von demütige Akzeptanz einer langen Reise andererseits führt wohl jeden Schüler früher oder später in eine Krise. An diesem "Knackpunkt" (der durchaus mehrmals auftreten kann) entscheidet sich der Schüler, mutig zu sein und Geduld (mit sich selbst) zu haben - oder nicht. 


Aber es gibt ja den helfenden Zauber des Instruments und der Musik selbst, welcher uns bei der Stange hält und "leidensfähig" sein lässt. Zum Erfolg kommen wir beim Blechblasen durch die Freude am Klang des Instruments, die Liebe zur Musik - und den Mut, sich immer wieder Herausforderungen (und sich selbst) zu stellen!

 

All diese Erfahrungen werden trotz sicher gegebenem Naturtalent selbst die oben abgebildeten Blechbläser des London Symphony Orchestras gemacht haben, bevor jeder von ihnen nach vielen persönlichen Entwicklungsschritten und Reifungsprozessen den Weg in das weltberühmte Orchester gefunden haben.


Gesang mit Verstärker


Physik des "Blechblasens": Die Tonerzeugung geschieht durch eine gleichmäßige Schwingung der Lippen, welche durch das gezielte Blasen des Luftstroms ausgelöst und in Gang gehalten wird. Den zeitlich genauen Tonbeginn wird durch das Schließen und Öffnen des Luftstroms durch die Zunge (Rücken oder Spitze - je nach Technik). Die gewünschte Tonhöhe und Lautstärke entsteht durch die Faktoren: Stärke des Luftstroms, Stellung des Zungenrückens und Spannung der Lippen. Das Mundstück optimiert die Schwingungen für das Instrument und ist das Verbindungsstück von Körper zum Instrument, welches in erster Linie als Verstärker dient. Der Ton optimalen Fall entsteht der Ton als stehende Welle.


Ein Blechblasinstrument hat sein akustisches Eigenleben: Die Tonerzeugung ist auf die Naturtöne beschränkt, die fehlenden Töne dazwischen werden mit drei Ventilen (welche die Instrumentröhre schrittweise verlängern können) erzielt. Des spezielle Geräusch des Tonbeginns und die charakteristische Tonfarbe des Instruments wird bestimmt durch die Form des Mundstücks, das Verhältnis der Länge der Röhre (mehr oder weniger konischen) Röhre zu ihrem Durchmesser und die Form der Stürze.

 

Das sind die dürren physikalisch-physiologischen Fakten. Viel wichtiger ist aber für den "Faktor Mensch":

Das Blechblasen ist dem Gesang sehr ähnlich - sowohl im Technischen, als auch im Körpergefühl und dem musikalischen Ansatz: Schwingende Lippen (Stimmlippen), Luftführung (Appogiare la voce), Instrument (Ansatzrohr). Auch in der Wahrnehmung und der praktischen Ausführung ist mit dem Instrument und dem Blasen so sorgsam und liebevoll umzugehen wie mit der eigenen Stimme.


Lernen durch Üben


Bei Instrumentalunterricht - Konzept & Gedanken finden Sie Punkte zum Thema "Lernen", die den Unterricht betreffen. Hier schreibe ich zum Lernen beim "einsamen" häuslichen Üben. Vorab ist folgende Erkenntnis ganz wichtig:

 

ÜBEN heißt nicht, etwas Erlerntes zu reproduzieren. Das Üben ist das Lernen SELBST - und diese Art zu lernen hat verschiedene Aspekte, von denen ich ein vier darstellen möchte:

 

  • Im Unterricht gibt es (hoffentlich) hie und da völlig neue ERLEBNISSE, EREIGNISSE und PHÄNOMENE. Diese gilt es möglichst bald nach dieser Unterrichtsstunde vom Schüler zu erinnern, immer wieder zu erspüren und zu reproduzieren - solange, bis das neue Gefühl als eigenes empfunden wird und die physischen Abläufe automatisiert sind.

 

  • Ebenso ist beim Üben wichtig, REGELMÄSSIG die Grenzen des Erreichbaren zu erweitern. Das muss und soll nichts Unmögliches sein, aber etwas, das aus mentalen, psychischen oder physischen Gründen unmöglich erscheint und deshalb gescheut wird. Dabei ist Selbstbeobachtung und eine parallel laufende geistige und seelische Auseinandersetzung entscheidend. So kann es geschehen, dass Fähigkeiten, deren Erreichung man für sich selbst noch vor Monaten für ausgeschlossen gehalten hätte, nach einer gewissen Zeit zu einer Selbstverständlichkeit werden.

 

  • regelmäßiges Üben ist auch deshalb vonnöten, um Abläufe zu optimieren, sodass diese letztendlich ohne nachdenken zu müssen (und somit die Musik aus dem Fokus zu verlieren) aus dem Unterbewussten geschehen. Das verstehe ich unter "flow".

 

  • Ein weiterer Aspekt ist das Erüben von "Hausaufgaben" - also eines "aufgegebenen" Musikstücks. Es gibt dabei zusätzlich eine weitere, wichtige und meist nicht beachtete Ebene: Im wiederholten Erlernen von neuen Stücken kann man die Effektivität des Erlernens und SELBST verbessern. Auch hierfür ist eine aufmerksame, kritische Selbstbeobachtung Vorausetzung: Was gibt es für immer wiederkehrende Abläufe (Einspielreihenfolge)? Wie ist die Struktur des Stück (analysiert wird ein langes Stück im Kopf u.U. viel kürzer und übersichtlicher)? Welche Stellen müssen wiederholt geübt werden, welche nicht (Zeitersparnis für bessere Konzentration)? Welches Anfangstempo kann ich fehlerfrei bewältigen? halte ich ein gleichmäßiges Tempo? Habe ich genügend Geduld? Teile ich mir meine Übezeit gut und effektiv ein? usw. usw.

 

noch mehr Grundsätzliches zum Üben


"Regelmäßiges Üben" bedeutet übrigens nach Überwindung des absoluten Anfangerstadiums nicht weniger als 4-5 mal in der Woche für mindestens 30 Minuten am Stück zu spielen - als effektive Spielzeit, denn erst nach 20 Minuten ist die Lippenmuskulatur wirklich aufgewärmt. Ab da setzt die notwendige "Aufbauphase" ein. Absolute Anfänger sollten in den ersten Wochen hingegen nicht länger als 20 Minuten am Stück spielen!

 

Zum Thema "Metronom" (Taktell, Taktgeber): Auch wenn ich ein "dauermetronomisiertes" Üben letztlich für kontraproduktiv halte, so ist die Anschaffung eines Taktells absolut wichtig. Es gibt Situationen, bei denen die Arbeit mit dem Metronom unentbehrlich ist.

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