Eine Bild-Variante, die entweder von einem leicht veränderten Standpunkt aus gemalt wurde oder die vom Maler eingesetze Kunst eines imaginierten Vordergrunds zeigt - in Auftragsarbeiten von ihm oft als Abwechslung angewandt.
kreative Bild-Transformationen
Reflexionen zu meiner Bild-Transformation "Lied der Nacht"
In meiner eigenen Art des "Sehens" drängen sich mir innerlich immer wieder Transformation zu bestimmten Bildern meines Vaters auf, welche ich versuche virtuell sichtbar umzusetzen. Das erste hier gezeigte sind expressive "Nachtgesichte" mit musikalischem Hintergrund: Der Bildtitel Lied der Nacht verweist auf Gustav Mahler - besonders dessen siebte Sinfonie gleichen Titels, aber auch das Rückert-Lied "Um Mitternacht" und den vierten Satz der dritten Snfonie mit Nietzsches "O Mensch gib acht". Es sind Themen der spirituellen Verbindung des Menschen und des "Mysterium Leben" an sich.
Die völlig andere Stimmung und Aussage des neu entstandenen Bildes gegenüber dem Eindruck des Originals habe ich ausschließlich durch Modifikationen von Farbe und Kontrasten erzielt. Bis auf zwei Kleinigkeiten ist nichts an der Struktur, Form und Zeichnung des Bildes verändert. Diese Transformationen ist aber insofern nicht beliebig, weil ich nach der Umsetzung dessen strebte, was ich "leise" unter der Oberfläche der Originalbilder erspüre.
Nun ist da die Nacht mit allen Bedrängnissen, Erinnerungen, Ängsten, die sich in Gestalt von im Dunkel Angedeutetem und Erahnten widerspiegeln: Der Berg als bedrohlicher Riese in nicht abschätzbarer Entfernung - dessen dunstverschleierter steiler Abbruch, eine Spalte? - der sich im Verlauf ins Ungewisse Richtung Berg verlierende blutig schimmernde Pfad - die menschliche Schutzbehausung mit überstarkem behütenden Dach, ganz an den Hang geduckt - darüber mächtig groß der Zug der düsteren Kolonne der Fichten in schwarz-grüner Uniform mit wehrhaften Spitzen wie Lanzen oder Pickelhauben und ebenfalls aufscheinenden Stellen wie Blut - dann dahinter, wie nah oder fern?, der Berg, wie ein Eisblock so schroff und leblos, aber auch mit Reflexen dieser Feuer, die den Himmel aufreißen, schweben und vielleicht zu Boden fallen - so kalt der Berg, so gleißend heiß die Feuer in den grünen Schwaden, die den Berg umwabern: versengen die Feuer? oder ist es der Heilge Geist von Pfingsten? Ist der Zufluchtsort des Menschen bedroht? Oder zeigt sich die Natur und das Wesen allen Seins auf dem Bild im Reinsten: Vielleicht einer Form des Entstehens und Vergehens ohne Sinn und Ziel, welche wir Menschen im Erfassen unseres eigenes Dasein und der Individualität im Bild einer gedachten "Geschichte", und die Erscheinung der Welt in Sympathie und Antipathie oder gut und schlecht ordnend, nicht begreifen können ...
Die eisbeglänzte Gletscherfläche voller Gefahr und Tücke spiegelt unfassbar Fernes ...
... und - der Gipfel des Bergs; so leuchtend hell vor dem unendlich Weiten ...
... und - von fern ersehnt - dem tiefblauen Nachthimmel und den Feuerwesen so nah ...
Weitere Bild-Transformationen dieser Art sind im Entstehen, aber meinem Anspruch nach noch nicht geboren . . .
viel Freude beim Schauen!
Joachim Wagner