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LEBENSSINN & SPIRITUALITÄT

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Zum Thema Lebenssinn und Spiritualität greife ich hier nur eine Seite intensiv auf - die des quasi "spirituellen Außenseiters". Natürlich sind ebenso Menschen angesprochen, welche Probleme mit Spiritualität per se oder anderen Religionen als der eigenen haben.  Alle religiösen, Glaubens und spirituellen Themen sind   auch  (und sogar ganz besonders!) in unserer laizistischen Gesellschaft ebenso politische Themen - wie die Realität jeden Tag und in immer stärkeren Maße zeigt (Migranten, Muslime, christliches Abendland, Wertegemeinschaft - um nur ein paar Stichworte zu nennen...). Und das betrifft jeden Menschen unserer Gesellschaft - ob nun Gläubiger (welcher Religion auch immer), Spiritueller aller Couleur oder Atheist oder einfach generell Desinteressierter. Alle Menschen sind in diesem Spannungsfeld beteiligt, ob bewusst oder gänzlich unbewusst (in Taten oder Ängsten oder beidem).

Somit ist - was unser Zusammenleben und den sozialen Frieden unserer Gesellschaft betrifft - diese LEBENSSITUATION: LEBENSSINN & SPIRITUALITÄT die gesellschaftlich wichtigste Seite meiner Website BEFREITE SEELE. Auch weil sie alle anderen Bereiche und Lebensituationen ebenso berührt. Und deshalb habe ich das existenzielle Thema auch ans Ende gestellt.


Wenn Sie selbst eine Resonanz (welcher Art auch immer) auf Fragen des Lebenssinns, Glaubens oder der Spiritualität haben (also auch, wenn sie nichts damit anfangen können), dann nehmen Sie das Thema in seiner Würdigkeit und Dringlichkeit der Bearbeitung Ernst! Jeder sollte natürlich "seiner Fasson nach" leben können, aber nur ein bewusster, erlöster und somit entspannter Umgang mit Sinnfragen, unserem Hiersein und der Lebenseinstellung ermöglicht uns inneren und äußeren Frieden.



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Schwere Leiden, seelische Beeinträchtigungen und auch soziale Umstände führen zu oft ähnlichen Folgen:

z.B. zu Mutlosigkeit, Hoffnungslosigkeit, Lähmung, Erstarrung, Unsicherheit oder dem Gefühl von Inkompetenz.

Diese Folgesymptome führen zur Unfähigkeit, wichtige Entscheidungen (besonders für sich selbst) treffen zu können.


Es gibt aber ebenso Leiden mit ähnlichen Folgen, die andere verständnislos als "Luxus-Problem" ansehen - was gerade vom Betroffenen als besonders quälend und ausgrenzend empfunden wird und dessen sowieso schon problembeladenen Zugang zur "normalen" Gesellschaft zusätzlich erschwert. Diese Bedrückungen sind meist in Wahrnehmung und Geist begründet (z.B. Hypersensivität, Hypersensibilität) und äußern sich oftmals in inneren Fragen und Zweifeln- z.B. zu folgenden Themen:


  • Sinnhaftigkeit des eigenen Tuns
  • Wahrhaftigkeit im Dasein
  • eigene moralische Werte versus Gesellschaft
  • ich kann meine eigenen Ansprüche nicht erfüllen
  • meine hohe Aufmerksamkeit oder Empfindsamkeit im sozialen Bereich empfinde ich als große Belastung
  • meine spirituellen Gefühle, Ansichten und der Wille zu einem ethisch reinen Leben sind nicht mit der Gesellschaft kompatibel
  • das intensive Innenleben verstört so stark, dass das Alltagsleben oft nicht mehr gelingt
  • ich leide daran, dass ich mich für das "Funktionieren" in der Gesellschaft verbiegen muss


Diese Zweifel und Empfindungen der Unsicherheit sind meines Erachtens nicht gleich per se in Kategorien wie Mangel oder gar Krankheit anzusiedeln. Im Gegenteil: Solche Menschen nehmen die Umwelt oftmals viel klarer und authentischer wahr und erkennen Ungerechtigkeiten, Missstände und strukturelle Schwächen der "kranken" Gesellschaft - und leiden daran.


Hier gibt es meines Erachtens nichts zu "behandeln" oder der Gesellschaft "anzupassen". Sicher stimmen viele Therapeuten und Politiker zu, dass ein Leben jenseits des gesellschaftlichen Mainstreams bereichernd und auch wichtig für die Diversität der Gesellschaft ist, aber die Realität zeichnet in jeder Hinsicht ein anderes Bild.
 

Ich denke, dass ein sehr genaues Hinsehen erforderlich ist, wo die Wahrnehmung wichtig für die Heilung des Sensiblen ist (damit er nicht seine Lebensfreude verliert und an dem Spanungsfeld nicht zerbricht) und wo dieser innere Konflikt nur ins Bewusstsein zu holen und somit wichtig für die Heilung der Gesellschaft ist!

 

Ich selbst kommuniziere mit Menschen, die in sich Unaussprechliches spüren oder auch „wissende Zeugen“ in ihrer Lebenswahrnehmung suchen, gern kreativ (schon deshalb, weil ich selbst mich ihnen nahe fühle!) und nutze dazu auch mein reichhaltiges Repertoire.

Zum Beispiel über die Verständigung durch die Kunst ...


Literatur, Theater, Malerei und andere menschlich-künstlerische Ausdrucksformen - und besonders die Musik! - können einen seelischen Zustand und eine Wahrnehmung des Seins emotional und spirituell auf eine Weise ausdrücken, welche vom Wesen her der rationalen Sprache und der Analyse verschlossen bleiben muss. Das Wahrnehmen und Erleben einer Situation, eines Zustands oder einer Vision in seiner Seelengestalt bleibt dem Verstand unzugänglich.

Hier untenstehend als Beispiel des Ausdrucks dessen, was eigentlich nicht in Worte zu fassen ist, die letzten drei der insgesamt fünf Orchesterlieder op.4 (nach Ansichtskartentexten von Peter Altenberg) von Alban Berg. In den Liedern Nr.3 und 4 ist die bodenlose Verunsicherung und gefühlte Inhaltslosigkeit des Lebens und der Aufbruch daraus greifbar, im fünften Lied bricht sich das Unsagbare des Leids Bahn, das nicht in rational zu fassen, aber tröstlich im Lyrischen und der genialen und ergreifenden Musik Alban Bergs gemeinsam verbunden erlebbar ist:


Über die Grenzen des All blicktest du sinnend hinaus;

Hattest nie Sorge um Hof und Haus!

Leben und Traum vom Leben, plötzlich ist alles aus - - -.

Über die Grenzen des All blickst du noch sinnend hinaus!


 

Nichts ist gekommen, nichts wird kommen für meine Seele - - -.
Ich habe gewartet, gewartet, oh, gewartet -. 
Die Tage werden dahinschleichen -. 
Und umsonst wehen meine aschblonden seidenen Haare um mein bleiches Antlitz - - -.


 

Hier ist Friede - - -.

Hier weine ich mich aus über alles.

Hier löst sich mein unermeßliches unfaßbares Leid, das meine Seele verbrennt.

Siehe, hier sind keine Menschen, keine Ansiedlungen.

Hier tropft Schnee leise in Wasserlachen - - -. 



Das letzte Gedicht Altenbergs ist übrigens so nicht zu Ende, denn Alban Berg hat nur dessen erste sechs Zeilen vertont.

 

Berg hat in der von ihm gekürten Gedichtfassung und seiner expressiven Vertonung (und somit auch extrem ernsten und emotional intensiven Auslegung) ganz auf die das unaussprechlich Schmerzliche, Augenblickliche und durch menschliche Gemeinschaft nicht zu Heilende und den Trost (Abspaltung, Flucht) in der außermenschlichen Natur zum Inhalt genommen.

Der Dichter der Zeilen Peter Altenberg zeigt sich im weiteren Verlauf des Gedichts vielschichtiger und am Ende vielleicht sogar trotz der Unerfülltheit seines romantischen Ideals mit einem lächelnden humorigen Verständnis für die menschliche Natur:

Denn wir Menschen können uns nicht in einem völlig identischen "Wir-Erleben" finden - und ein Mensch, der solche Illusionen hegt, wird ent-täuscht und bleibt diesbezüglich unerfüllt . . .
 

Hier nun das ganze Gedicht, das der Sammlung "Was der Tag mir zuträgt" (1901) entstammt: 


 

Hier ist Friede – – –. Hier weine ich mich aus über alles.

Hier löst sich mein unermeßliches unfaßbares Leid, das meine Seele verbrennt.

Siehe, hier sind keine Menschen, keine Ansiedlungen.

Hier tropft Schnee leise in Wasserlachen – – –.
 

Hier suchte sie die ersten Blüthen, und fand nichts.

Und ich sagte zu ihr: «Diese gelbgrünen feuchten Rasenflecke, die der zerrinnende Schnee bloßlegt, sind schöner als Blumen – – –.»

Da sah sie hin und erkannte!
 

Hier bleibe stehen mit deiner geliebtesten Freundin, und belausche ihr Antlitz – – –!

Fühlt sie dasselbe wie du, dann kannst du beruhigt mit ihr weiterschreiten, in die Gelände des Lebens!
Ich suchte eine Frau, die den Schnee wirklich liebte; und ich fand keine;

Sie benützten nur den Schnee, für ihre Skier! –

Warum schreibe ich auf meiner Seite BEFREITE SEELE so viel Text zu diesem Gedicht?

Weil ich das hier Wesen der Heilung ganz in diesem von mir interpretierten Sinne sehe:

   

Der Komponist Alban Berg zeigt einen reinen Seelenzustand in seiner unerlösten Form und Abspaltung oder Flucht . . .

Der Dichter Peter Altenberg zeigt vielleicht etwas ganz anderes in einer erlösten Form:

Ein Erkennen und Annehmen dessen was ist über den seelischen Schmerz hinaus - mit Hilfe eines starken Geistes und freien Verstandes

 

Es sind beides kreative Prozesse. Und beide gehörten zur Arbeit . . .

 

Alban Berg: 5 Orchesterlieder

"Altenberg Lieder"

- Nr.3 "Über die Grenzen des All"

- Nr.4 "Nichts ist gekommen"

- Nr.5 "Hier ist Friede"

Margaret Price (Sopran)

Claudio Abbado / London Symphony Orchestra

Dez.1970  (CD: DG - EAN 028944971422)


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