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Michael Nuber - 58 CDs exklusiv auf JAW Records

MN-38   I. ALBÉNIZ  -  KLAVIERWERKE

Asturias (Leyenda) (aus: Suite Espagnole op. 47)

Granada (aus: Suite Espagnole op. 47)

Rumores De la Caleta (Malagueñas)

(aus: Recuerdos de Viaje)

Tango op. 164/2 (aus: Deux Morceaux)

Mallorca (Barcalona)  op. 202

Orientale (aus: Cantos de españa op. 232)

Cordoba (aus: Cantos de españa op. 232)

Bajo la Palmera (aus: Cant. de esp. op. 232)

Cataluña (aus: Suite Espagnole op. 47)

Asturies (aus: Espagne - Souvenirs)

Cádiz (Saeta) (aus: Suite Espagnole op. 47)

Tango op. 165/2 (aus: españa)

Sevilla (aus: Suite Espagnole op. 47)

Mein Spanien

"Die Musik Spaniens übt auf mich schon lange eine besonderen Anziehung aus. Vielleicht liegt es daran, dass die Geschichte dieses Landes so wechselhaft ist und die Musik all diese Einflüsse verarbeitet hat. So kann man neben mittel- und westeuropäischen auch maurische, jüdische und hispano-amerikanische Einflüsse finden. Außerdem ist das Land ohnehin so heterogen, dass die einzelnen Gebiete (z.B. Katalonien, Asturien, Andalusien, Navarra, Baskenland) musikalisch ihre eigenständigen typischen harmonischen und melodischen Grundlagen haben. Bei meiner diesjährigen Reise durch Spanien (Schwerpunkte waren die westlichen Pyrenäen, die Extremadura und die Sierra de Gredos - das Mittelmeer bei Cadaqués und Cap de Creus bildeten den Schluss) habe ich mich inspirieren lassen von einsamen Gebirgslandschaften, aber auch von der unendlichen Weite der rauen Landschaft, von Stein- und Korkeichen, von Olivenhainen, von mediterranen Blüten und Düften sowie von der majestätischen Ausstrahlung großer Greifvögel wie Geier und Adler. Mir wurde bald klar, dass ich diesen Eindrücken musikalischen Raum geben wollte - und so kam das Konzert am 24. Juli 2011 zustande, die Grundlage für diese CD." (Michael Nuber, September 2011)


MN-24   J.S. BACH  -  ENGLISCHE SUITE G-MOLL, FRANZÖSISCHE SUITE C-MOLL, ITALIENISCHES KONZERT

Englische Suite  g-moll  BWV 808  (ca. 1715)



Französische Suite  c-moll  BWV 813  (1722-26)

Italienisches Konzert  F-Dur  BWV 971  (1735)


BONUS:

Andante  aus  Italienisches Konzert  BWV 971

Zur hier eingespielten Fassung der Französischen Suite BWV 813

J. S. Bach hat von manchen Werken verschiedene, unterschiedlich stark von einander abweichende Fassungen hinterlassen (Gründe: Kopierfehler, „Verbessern“, Anpassen für Aufführungen). Das von Bach unveröffentlichte BWV 813 spielt Michael Nuber auf der Grundlage der Ausgabe von Altnickol, verwendet aber in Allemande und Courante die Abweichungen der Gerber-Ausgabe. Das zweite Menuett erklingt in einer durch Bachs Schülerkreis überlieferten Fassung.


Der Bonus-Track (Andante aus dem Italienischen Konzert aus einer anderen Aufführung) macht deutlich, wie unterschiedlich der Pianist Werke interpretieren kann.


MN-45   J.S. BACH  -  PARTITA NR.6, FRANZÖSISCHE SUITE NR.6, 2 PRÄLUDIEN UND FUGEN u.a.

Partita  Nr.6  e-moll  BWV 830  (ca. 1731)


Nun komm´ der Heiden Heiland  BWV 659 (Transkription: MN)


Präludium und Fuge  d-moll  (WK 2) 

BWV 875  (1744)

Präludium und Fuge  c-moll  (WK1) 

BWV 847  (1722)


Französische Suite  Nr.6  E-Dur 

BWV 817  (~1725)

Anmerkungen zur Französischen Suite E-Dur:

Von allen 6 französischen Suiten gibt es keine Manuskripte, sondern nur Abschriften aus dem Schülerkreis. Die älteste (Altnickol) ist weitgehend unverziert, alle späteren haben Änderungen im Notentext und sind reich verziert – ob jedoch diese Zusätze von Bach autorisiert sind, ist unklar. Auf jeden Fall geben sie die Praxis wieder, wie Musik zu der Zeit aufgeführt wurde. Bei einer Interpretation heute ist natürlich das Instrument ein wesentlicher Faktor. So werden sich wohl manche der Verzierungen auf einem modernen Klavier erübrigen, da der Ton erstens stärker ist und zweitens durch seine vielseitige dynamische und klangliche Variabilität ohnehin in der Lage ist, vieles auszudrücken, was auf einem Cembalo unmöglich wäre ohne Verzierungen. Andererseits ist die Verzierung als solche ein wesentliches Stilmerkmal des Barock. Bach selber hat seine Werke fast immer auf dem Clavichord gespielt – einem kleinen Instrument mit geringer Lautstärke, aber feinen Nuancen im Klangbild und auch (im sehr kleinen Rahmen) zu dynamischen Unterschieden in der Lage. Dieses Instrument mit Tangentenmechanik besitzt sogar die Möglichkeit des Vibrato, da eine Auslösemechanik wie beim Klavier fehlt.

Die Anordnung des Menuets ist strittig. Es steht in einer Handschrift nach der Polonaise (die da als Menuet polonaise bezeichnet ist). Vielleicht wollte sie Bach als Mittelteil (Trio oder Menuet 2) dieser Polonaise. Eine andere Abschrift stellt das Menuet als Schlußsatz (nach der Gigue), wie es bei den französischen Clavecinisten üblich war. Andererseits wär das bei Bach ein Einzelfall. Mir scheint es aber ratsam, dieses Menuet zwischen Bourrée und Gigue zu spielen, um die 2 schnellen Sätze zu trennen.   (Michael Nuber)


MN-18   W.F. BACH  -  SONATE A-MOLL, SONATE G-DUR, POLONAISEN & FUGEN

Sonate a-moll (Poco Allegro)


Polonaise e-moll  -  Fuge e-moll

Polonaise d-moll  -  Fuge d-moll

Polonaise f-moll  -  Fuge f-moll


Polonaise es-moll


Polonaise c-moll  -  Fuge c-moll



Sonate G-Dur


BONUS:

Fuge e-moll

Fuge d-moll

Der melancholische Bach

Diese CD ist ein besonderer Glücksfall für den entdeckungsfreudigen Musikinteressierten, der sich von Wilhelm Friedemann Bach begeistern lassen möchte. Dessen eher schmales Oeuvre bedient oftmals bei aller Meisterschaft einen konservativen Publikumsgeschmack, jedoch gehört vieles stilistisch schon der Frühklassik an. Die sehr subjektive Auswahl dieser CD zeigt überwiegend das Spätwerk in seiner melancholischen, sehr persönlichen und oft schon die Romantik antizipierenden Seite. Die tonartlich passende Zusammenstellung von "Polonaisen und Fugen" ist eine Idee des Produzenten mit der Absicht, der frei phantasierenden Polonaise die strenge Fuge als bereicherndes Gegengewicht gegenüberzustellen.  (Joachim Wagner)



MN-51   C.P.E. BACH  -  KLAVIERSONATEN VOL.1

Sonate a-moll „Württembergische“ Nr.1 Wq  49/1  (1742)

 

Sonate d-moll Wq  51/4  (1758)

 

Sonate f-moll Wq  57/6  (1763)

(aus der Sammlung „für Kenner und Liebhaber“)

Sonate h-moll Wq 55/3 (1774)

(aus der Sammlung „für Kenner und Liebhaber“)

 

Sonate d-moll Wq 52/2 (1759)

Zerrissene Melodien und ungewöhnliche Abbrüche

Die Sonaten auf dieser CD stammen aus einem Zeitraum von über 30 Jahren. So finden sich zum Beispiel in der Württemberg-Sonate a-moll (1742) nach einem expressiven Kopfsatz und einem langsamen Satz mit Zartheit und größter Intimität ein an barocke Vorbilder erinnernder Schlusssatz, der sogar mit kleinen polyphonen Stimmführungen aufwartet. Daneben klingt der Anfang der f-moll Sonate (1763) wild und stürmisch, fast trotzig wie manches Thema Beethovens. Interessanterweise endet diese Sonate eher melancholisch und besänftigend.

Eher aus dem Rahmen fällt die Sonate h-moll aus dem Jahr 1774: alle drei Sätze sind sehr kurz, eher elegisch vom Charakter, Gegensätze fehlen weitgehend, das ganze klingt eher wehmütig tändelnd, besteht aus kleinen motivischen Floskeln, die sich immer wieder leicht verändern. Der Mittelsatz steht im weit entfernten g-moll führt aber zur Dominante der Grundtonart h-moll und wirkt so fast wie eine Einleitung zum Schlusssatz, der überraschend mit Cantabile überschrieben ist und wie eine Mischung aus vergangenem barocker Tradition und zukünftiger Romantik wirkt. 

Seine Musik ist immer voller zerrissener Melodien und ungewöhnlicher Abbrüche (die wie ein plötzliches „nach-innen-Horchen“ wirken), überraschender Harmonien und Wendungen, die aus der Barocktradition heraustreten und das Tor weit zur Romantik öffnen – manchmal mehr dorthin als zur naheliegenden Klassik.  (Michael Nuber)

 


DAS BEETHOVEN-PROJEKT - alle 32 Klaviersonaten

MN-02 bis MN-13   L.v. BEETHOVEN  -  32 KLAVIERSONATEN (Gesamtaufnahme) u.a.

Sonaten-Nummer Tonart Opuszahl CD / Track
Nr. 1 f-moll op. 2 / 1 MN-04 / 01-04
Nr. 2 A-Dur op. 2 / 2 MN-13 / 01-04
Nr. 3 C-Dur op. 2 / 3 MN-05 / 01-04
Nr. 4 Es-Dur op. 7 MN-10 / 01-04
Nr. 5 c-moll op. 10 / 1 MN-03 / 01-03
Nr. 6 F-Dur op. 10 / 2 MN-09 / 01-03
Nr. 7 D-Dur op. 10 / 3 MN-11 / 01-04
Nr. 8 "Pathetique" c-moll op. 13 MN-11 / 05-07
Nr. 9 E-Dur op. 14 / 1 MN-07 / 01-03
Nr. 10 G-Dur op. 14 / 2 MN-06 / 03-05
Nr. 11 B-Dur op. 22 MN-08 / 01-04
Nr. 12 As-Dur op. 26 MN-07 / 04-07
Nr. 13 Es-Dur op. 27 / 1 MN-08 / 05-08
Nr. 14 "Mondschein" cis-moll op. 27 / 2 MN-05 / 05-07
Nr. 15 "Pastorale" D-Dur op. 28 MN-07 / 08-11
Nr. 16 G-Dur op. 31 / 1 MN-12 / 06-08
Nr. 17 "Sturm" d-moll op. 31 / 2 MN-09 / 04-06
Nr. 18 "Jagd" Es-Dur op. 31 / 3 MN-12 / 09-12
Nr. 19 g-moll op. 49 / 1 MN-06 / 01-02
Sonaten-Nummer Tonart Opuszahl CD / Track
Nr. 20 G-Dur op. 49 / 2 MN-10 / 05-06
Nr. 21 "Waldstein" C-Dur op. 53 MN-04 / 05-07
Nr. 22 F-Dur op. 54 MN-13 / 05-06
Nr. 23 "Appassionata" f-moll op. 57 MN-06 / 09-11
Nr. 24 Fis-Dur op. 78 MN-12 / 04-05
Nr. 25 G-Dur op. 79 MN-12 / 01-03
Nr. 26 "Les Adieux" Es-Dur op. 81a MN-06 / 06-08
Nr. 27 e-moll op. 90 MN-04 / 08-09
Nr. 28 A-Dur op. 101 MN-11 / 08-12
Nr. 29 "Hammerklavier" B-Dur op. 106 MN-02 / 01-04
Nr. 30 E-Dur op. 109 MN-05 / 08-10
Nr. 31 As-Dur op. 110 MN-10 / 07-10
Nr. 32 c-moll op. 111 MN-03 / 04-05
Nr. 8 "Pathetique" c-moll op. 13 MN-08 / 09-11
Nr. 23 "Appassionata" f-moll op. 57 MN-13 / 07-09
Nr. 29 - 3.Satz Adagio B-Dur op. 106 MN-09 / 07
Bagatelle WoO 52 c-moll WoO 52 MN-08 / 12
Allegretto WoO 53 c-moll WoO 53 MN-08 / 13
Andante favori WoO 57 F-Dur WoO 57 MN-07 / 12

Eine Rezension zum Beethoven-Zyklus mit Michael Nuber


Hier eine im Mai 2019 bei Amazon eingestellte Rezension zum Beethoven-Zyklus mit Michael Nuber. Als Ausführender oder Produzent einer CD etwas zu deren künstlerischen oder technischen Qualitätiv zu sagen ist heikel. Es gibt immer den Beigeschmack einer Bewerbung ... Somit soll hier zum großen Beethoven-Projekt nur der subjektive Eindruck eines persönlich "Unbeteiligten" sprechen:


Experiment gelungen - Hörer positiv beunruhigt

 

Ich habe den vollständigen Beethoven Klaviersonaten-Zyklus mit Michael Nuber erworben. Zunächst habe ich (vielleicht etwas zu schnell) den gesamten Marathon auf mich genommen, was mich tatsächlich etwas verstört zurückgelassen hat. Nach einer längeren Pause habe ich dann mit ausgewählten Sonaten wieder angefangen. Anstatt aber einzelne Eindrücke ausführlich zu schildern, möchte ich hier meinen Gesamteindruck mitteilen, wobei es mir weniger auf die klassischen Elemente des pro und contra ankommt, sondern vielmehr darauf, den Wahrnehmungsprozess zu schildern.


Zunächst zum Klang: Für meine Begriffe kann man ein Klavier wohl nicht besser oder zumindest meinem Hörverständnis und Hörerwunsch nach nicht gemäßer aufnehmen. Dieser ungeschminkte, ungefilterte, natürliche und ehrliche Klavierklang begeistert mich! Der Klang ist teilweise verhältnismäßig nüchtern, manchmal eher trocken, immer sehr präsent („closely miked“) und kaum nachträglich aufgehübscht, aber gerade das macht einen guten Teil meiner Freude an den Aufnahmen aus. Es werden unterschiedliche Instrumente eingesetzt: meistens ein Feurich 230 mit deutlich zu unterscheidenden Registern, nie hart, klirrend oder dröhnend, sondern warm, konturiert, stellenweise leuchtend; zudem ein durchsetzungsstarker Steinway 275 u. a. für die Hammerklaviersonate und die letzte Sonate op. 111 sowie ein erstaunlich frisch klingender Bösendorfer 275.


Publikumsgeräusche sind zwar immer wieder mal vernehmlich hörbar, aber das trägt eher zur spannungsreichen Liveatmosphäre des Konzerterlebnisses bei, welches einem in diesen Aufnahmen geboten wird. An manchen Stellen gewinnt man den Eindruck, dass mit einer neuen Sequenz, einem Beleuchtungswechsel in der Komposition und im Spiel des Pianisten auch eine aufatmende oder vor gesteigerter Aufmerksamkeit sozusagen auf die Stuhlkante ziehende Bewegung durch das Publikum geht.


Die Interpretation und das Spiel Michael Nubers selbst sind dagegen eine zwiespältige Sache. Die teilweise ungewöhnlichen und gewagten Tempi - gewagt in beiden Richtungen, von überstrapazierender Ausreizung der Eigentümlichkeiten bestimmter Sätze bis zu momentaner technischer Überforderung – irritieren zuweilen, und damit zusammenhängend eben die zwischenzeitlichen manuellen Unzulänglichkeiten. Freunde des gepflegten Beethoven-Spiels auf höchstem Niveau von Arrau über Kempff und Brendel bis Pollini kann man mit den Aufnahmen von Nuber nicht gewinnen. Man ist geschockt und empört bei diesen Stellen – so verwöhnt und manchmal vielleicht auch auf hohem Niveau gelangweilt ist man von der namhaften Konkurrenz –, und auch den Wohlwollendsten verdrießen sie, weil in diesen Momenten klar wird, dass diese oder jene Aufnahme Nubers von der einen oder anderen Sonate wieder nicht für sich allein stehen kann und immer noch mindestens einer Referenzaufnahme bedarf. Das ist bedauerlich, aber vielleicht besteht der Anspruch der Aufnahmen Nubers eben auch gar nicht darin, Referenz zu sein. Tatsächlich sind sie Ausnahmeerscheinungen.


Zugleich haben sie nämlich, angefangen von den bewusst gesetzten Parametern der Produktion bis zur eigenwilligen künstlerischen Umsetzung, einen einzigartigen Werkstatt- und Experimentiercharakter. Manche Sätze oder Passagen meint man tatsächlich zum ersten Mal oder doch ganz neu zu hören. Sperrig und unbequem und dann auf einmal entsetzlich einfach und berückend schön kommen manche Stellen daher. Letztlich überwiegt dann meistens aber, nun ja, nicht gerade die Frustration, aber ein leichtes missbilligendes oder abwehrendes Kopfschütteln. Man empfindet die kleinen Unzulänglichkeiten als Konzentrationsfehler, und das möchte man irgendwie nicht und sperrt sich folglich gegen das Ganze.


Und doch! Legt man danach die Aufnahmen der oben besagten Tastenheroen auf, findet man sie bei aller Brillanz auf einmal irgendwie öd und fad. Die Nuber-Erfahrung hat etwas mit einem gemacht. Sie hat den Hörer als einen anderen zurückgelassen, als er vorher war. Und was kann man von der Aufnahme einer Beethoven-Sonate bei dem überreichen Angebot an Gesamt- und Einzeleinspielungen letztlich Positiveres sagen? Es ist eine eigentümliche Energie in den Interpretationen und Aufführungen von Michael Nuber, die eine anregende und beunruhigende Spur hinterlässt. Zurückkehren lässt sich danach so richtig nur zu den alten Aufnahmen von Artur Schnabel. Hochglanzausgaben wie diejenige von Rudolf Buchbinder aus der Semperoper funktionieren danach jedenfalls nicht mehr.


Der Politologe und Philosoph Robert Nozick hat einmal in einer Art kleinem Kulturlamento den Mangel an Konzentration oder die starke Abnahme an der Fähigkeit zu großer Konzentriertheit im Sinne von Reichtum, Tiefe und Intensität in Kunst und Kultur bedauert, dann aber doch eingeräumt, es gäbe das schon noch, Kurosawas „Ran“ und Bergmans „Fanny und Alexander“ seien Beispiele dafür, dass es nach wie vor Künstler gebe, die offenbar äußerst lange und mit Gewinn über eine Sache nachgedacht hätten.


Genau diesen Eindruck habe ich abschließend auch bei den Beethoven-Aufnahmen von Michael Nuber: dass hier jemand besonders lange über eine Sache nachgedacht hat und mit einem kompromisslosen Resultat zum Hörer kommt, unabhängig davon, ob er, der Interpret, dem persönlichen Verständnis des jeweiligen Werkes technisch (zumindest an dem jeweiligen Konzert- und Aufnahmetag) ganz gewachsen ist, und unbekümmert darüber, ob dem Zuhörer so manche Übertreibung und Überspanntheit wohl gefallen oder ihn nicht sogar überfordern mag. Somit ist für mich gar nicht Spontaneität der große Vorzug der Live-Aufnahmen Nubers, sondern vielmehr die Zumutung, die in manchen der Werkdeutungen liegt, was Tempo, Dynamik, Stimmenbalance, Hervorhebungen von Übergängen und überhaupt die gesamte Dramaturgie betrifft.


Nuber scheint wirklich dem Wesen der Werke nachzuspüren. Das mag dann, wie auch bei seinen Schubert-Aufnahmen, vielleicht nicht immer so klingen, wie das Werk final wohl klingen sollte; manchmal nämlich verzichtet Nuber bewusst auf besonders idiomatische Phrasierungen (die er aber auch beherrscht!) zu Gunsten einer Beleuchtung bestimmter kompositorischer Phänomene. Man kann bei diesen Aufnahmen also einem großartigen, mutigen und teilweise visionären Pianisten beim Nachdenken zuhören, und meint manchmal sogar in die Geheimkammern des Komponierens selbst vorzudringen.


Jeder noch so kritischen Einschränkung ist demnach ein großes Aber entgegenzusetzen; somit bleibt mir letztlich nichts anderes übrig, als dem gesamten Zyklus fünf Sterne zu geben. Mutigen Hörern sei dieses Beethoven-Abenteuer – in Anspielung auf Nubers Instrument – feurich-st empfohlen!


MN-02   L.v. BEETHOVEN  -  KLAVIERSONATE  Nr.29

Klaviersonate Nr. 29 B-Bur "Hammerklavier" (1817-18)

Neuer Text

Klaviersonate Nr. 29 B-Dur  op. 106  „Große Sonate für das Hammerklavier“  (1817/18)

Singularität und Monumentalität dieses Werkes zeigen sich schon ganz offensichtlich in ihrem ungewöhnlichen Umfang, aber sie sind noch viel mehr ein innerer Wert:   In Beethovens op. 106 scheint alles zusammengefasst zu sein, was es auf dem Gebiet der Sonate bis dahin gab, und zugleich wird mit ihr ein kühner Blick weit in die Zukunft gewagt. Dem Interpreten wird immenses technisches Können abverlangt, aber noch viel größer ist der geistige Anspruch, die riesigen Bögen zu bewältigen und die vielen Zusammenhänge zu erfassen und zu verinnerlichen. Der zyklische Zusammenhang wird hier nicht durch Rückblenden wie in op.101, sondern auf ungleich kunstvollere und subtilere Weise hergestellt: Zwei kompositorische Prinzipien bilden eine äußerst wirkungsvolle und intensive Klammer, die alle vier Sätze verknüpft: der „Terzfall“, d.h. eine absteigende Terzkette, die auf den Motivkeim der einzelnen, abwärtsgerichteten Terz zurückführbar ist, und das spannungsvolle Gegen- und Nebeneinander der Töne h und b bzw. der ihnen angehörigen Akkorde und Tonarten.  (Michael Nuber)


Aus einem Brief Beethovens (1817): "...was mich angeht, so bin ich oft in Verzweiflung und möchte mein Leben endigen... Gott erbarme sich meiner, ich betrachte mich so gut wie verloren..." An den Verleger (1818): "Da haben Sie eine Sonate, die den Pianisten zu schaffen machen wird, die man in fünfzig Jahren spielen wird


Zur Aufnahme der Hammerklaviersonate

Konzerte im Hans-Baldung-Grien Saal in Schwäbisch Gmünd mitzuschneiden ist für einen Tontechniker eine undankbare Aufgabe, da die geräuschvolle Belüftung während öffentlicher Veranstaltungen laufen muss. Auch wenn ich glaube, eine bestmögliche Lösung bezüglich der Mikrofon-Aufstellung gefunden zu haben, ließ sich ein minimales Grundrauschen (nur in sehr leisen Passagen hörbar) nicht völlig vermeiden. Der Hörgenuss wird dadurch aber nicht wirklich beeinträchtigt.  (Joachim Wagner)


MN-03   L.v. BEETHOVEN  -  KLAVIERSONATEN  Nr.5 + Nr.32

Klaviersonate Nr.5 c-moll op.10/1  (1796/98)

 

Klaviersonate Nr.32 c-moll op.111  (1821/22)

Wege zu Beethovens Klaviersonaten: Der Interpret Michael Nuber

Es gibt für den Pianisten und den Hörer viele Wege sich das "Universum" der 32 Klaviersonaten Beethovens zu erschließen : intuitive, historisch informierte (HIP), modische, traditionelle - oder einfach rein aus der Auseinandersetzung mit dem Notentext. Michael Nuber bevorzugt letzteres: er schöpft alle "Weisheit" aus der Beschäftigung mit dem Notenurtext. Das Spannungsfeld von analytischem Verstehen, geistigem Zugang, Empfindung und Körperlichkeit der Klänge und des Spiels bestimmen zusammen die Form, die gewählten Geschwindigkeiten und die musikalische Botschaft. So ist Michael Nuber ein wahrhaftiger "Interpret" in tiefem Sinne, da die Musik durch ihn durchaus menschlich-persönlich erklingt, aber dabei nicht ihre Ganzheit und Größe verliert.  (Joachim Wagner)


MN-04   L.v. BEETHOVEN  -  KLAVIERSONATEN  Nr.1 + Nr.21 + Nr.27

Klaviersonate  Nr.1  c-moll  op.2/1  (1795)

 

Klaviersonate  Nr.21  C-Dur  op.53  "Waldstein"  (1803/04)


Klaviersonate  Nr.27  e-moll  op.90  (1814)

Michael Nuber

1958 geb. in Stuttgart, Klavierstudium dort an der Musikhochschule bei Prof. Kistler-Liebendörfer, 1984 Umzug nach Schwäbisch Gmünd. Der Pianist und Komponist holt sich schöpferische Anregung und Kraft bei ausgedehnten Wanderungen durch die Natur. Jährlich gibt er über 30 Konzerte mit unterschiedlichen Programmen im In- und Ausland (u.a. „Europäische Kirchenmusik“ in Schwäbisch Gmünd, Mozartfestival in Rumänien). Schwerpunkte seines umfangreichen Repertoires erscheinen exklusiv bei JAW-Records sukzessiv auf CD. Von Jugend an komponierte er zahlreiche Werke für Solo-Klavier, Klavierduo, Flötensonaten und andere Kammermusik. Der eigenwillige, tiefgehende und analytische Pianist spielt mit Herzblut, kraft- und phantasievoll, mit profunder Technik und feinem Sinn für Klangfarben.


MN-05   L.v. BEETHOVEN  -  KLAVIERSONATEN  Nr.3 + Nr.14 + Nr.30

Klaviersonate  Nr.3  C-Dur  op.2/3  (1795)

 

Klaviersonate  Nr.14  cis-moll op.27/2 "Mondschein-Sonate"  (1801) 


Klaviersonate  Nr.30  E-Dur  op.109  (1820) 

Zu den Namengebungen bei Beethovens Klaviersonaten

"Dem Ding einen Namen geben" - ein archaischen Zauber zum Bannen des verstörend Unbekannten, Unverstandenen? Die Sonaten Beethovens mit Namensgebung erfreuen sich größerer Popularität als die mit nüchternen Opuszahlen, doch die namenlosen Sonaten sind in keiner Weise uninteressanter oder schwächer! Übrigens: Der Titel der Sonate op. 27 / 2 stammt von Beethovens Verleger und führt in die Irre – ja, er ist sogar dem Verständnis des Werks abträglich, denn mit der Bezeichnung "Mondscheinsonate" (was sich wohl auf den ersten Satz bezieht) assoziiert niemand das innere Drama unter der scheinbar ruhigen Oberfläche dieses Satzes … !  (Joachim Wagner)


MN-06   L.v. BEETHOVEN  -  KLAVIERSONATEN  Nr.19 + Nr.10 + Nr.26 + Nr.23

Klaviersonate  Nr.19  g-moll  op.49/1  (1795/98)

 

Klaviersonate  Nr.10  G-Dur  op.14/2  (1798/99)


Klaviersonate  Nr.26  Es-Dur  op.81A  "Les Adieux"

(1809/10)

 

Klaviersonate  Nr.23  f-moll  op.57  "Appassionata"

(1804/05)

Worte zu Musik . . .

. . . bringen immer eine Verfremdung und Unschärfe in das Unbeschreibliche des Empfundenen und mit dem Herzen Gedachte. Doch in selbstloser Liebe geäußert können sie helfen, eine herzlich-spirituelle Sehnsucht zu erwecken.  (Joachim Wagner)


MN-07   L.v. BEETHOVEN  -  KLAVIERSONATEN  Nr.9 + Nr.12 + Nr.15 + ANDANTE FAVORI WoO 57

Klaviersonate  Nr.9  E-Dur  op.14/1  (1798/99)

 

Klaviersonate  Nr.12  AS-Dur  op.26

"mit dem Trauermarsch"  (1800/01)


Klaviersonate  Nr.15 g-moll op.28 "Pastorale" (1801)

 

Andante Favori  F-Dur  WoO 57  (1803)

Andante favori F-Dur WoO 57  (1803)

Beethoven komponierte dieses Andante ursprünglich als langsamen Satz zur "Waldsteinsonate", doch kam es wie bei den Leonoren Ouverturen zur Oper Fidelio in seinem Ringen um das Werk anders: Ob es nun die Länge und Gewichtung des Satzes war oder die für die Waldsteinsonate vielleicht seinem Empfinden nach zu entfernt sorglose Stimmung - jedenfalls schien das Andante letztlich nicht Beethovens Vorstellungen von Form bzw. Aussage für diese Sonate entsprochen zu haben. So schrieb er zur Waldsteinsonate op. 53 einen neuen, kürzeren und schlichteren Satz.  (Joachim Wagner)


MN-08   L.v. BEETHOVEN  -  KLAVIERSONATEN  Nr.11+ Nr.13+ Nr.8 + BAGATELLE WoO 52 + ALLEGRETTO WoO 53

Klaviersonate  Nr.11  B-Dur  op.22  (1800)

 

Klaviersonate  Nr.13  Es-Dur  op.27/1  (1801)


Klaviersonate  Nr.8 c-moll op.13 "Pathétique" (1798)


Bagatelle  c-moll  WoO 52  (1797) 


Allegretto  c-moll  WoO 53  (1796-98)

Drei Sonaten in zwei Interpretationen

Die "Pathétique" ist eine der drei Sonaten, die in diesem auf CD veröffentlichten Zyklus zweimal auftauchen, siehe auch die Übersicht der Beethoven-Box oben. Es gibt zwischen beiden Aufführungen große Unterschiede; schon allein durch den im Vergleich zum Feurich (Brücke) sehr hell klingenden Bösendorfer Flügel (Aalen). Auch die Geschwindigkeiten sind deutlich zügiger als am 5. April 2009.  (Joachim Wagner)


MN-09   L.v. BEETHOVEN  -  KLAVIERSONATEN  Nr.6 + Nr.17 + AGAGIO SOSTENUTO aus SONATE Nr.29

Klaviersonate  Nr.6  F-Dur  op.10/2  (1796/98)

 

Klaviersonate  Nr.17  d-moll  op.31/2  "Sturm" (1801/02)


BONUS:

Adagio sostenuto aus Klaviersonate B-Dur op. 106

3. Satz Adagio sostenuto aus "Hammerklaviersonate" Nr. 29 B-Dur op. 106 (1817 / 18)

Der langsame dritte Satz der "Hammerklaviersonate" steht in einer harmonischen Gegenwelt zum restlichen Werk - nicht wie zu erwarten in h-moll, sondern in fis-moll. Daneben spielen Fis-Dur und D-Dur eine gewichtige Rolle. G-Dur, das schon die Tonart des Seitenthemas im ersten Satz bildete, wirkt hier im Thema als lichteres Gegenüber des anderen Bereichs, jedoch nur für einen kurzen, utopischen Moment, der sofort wieder in fis-moll vergeht. Dagegen wirkt das längere G-Dur in der Coda viel hoffnungsvoller, realer - deswegen ist hier der Rückfall nach fis-moll viel dramatischer. Den Höhepunkt des dritten Satzes bildet der Übergang nach h-moll (Beethoven schreibt hier extra: "con gran espressione") in einem verzweifelten Passionato. Am Ende des Satzes herrscht ein Zwielicht zwischen Fis-Dur und fis-moll. Die Grundtonart B-Dur der Sonate spielt in diesem Satz keine Rolle.  (Michael Nuber)

 

Zur dieser Aufnahme des Adagio sostenuto der „Hammerklaviersonate“

Diese weitere Dublette in dem Beethoven Klaviersonatenzyklus mit dem Pianisten Michael Nuber entstand anlässlich eines Konzertes zum Karfreitag. Die ernste Stimmung der Passion spiegelt sich in der tiefschürfenden, intensiven Interpretation dieses am weitest ausufernden langsamen Satzes aller Klaviersonaten Beethovens wider. Michael Nuber nimmt sich nochmals 6 Minuten mehr Zeit (33 Min.!) als bei der Gesamtaufnahme der Sonate op.106 (CD MN-02), womit er eine mögliche Eigenständigkeit des sehr gehaltvollen Satzes zur Diskussion stellt.  (Joachim Wagner)


MN-10   L.v. BEETHOVEN  -  KLAVIERSONATEN  Nr.4 + Nr.20 + Nr.31

Klaviersonate  Nr.4  Es-Dur  op.7  (1796/97)

 

Klaviersonate  Nr.20  G-Dur  op.49/2  (1795/96)


Klaviersonate  Nr.31  As-Dur  op.110  (1821)

Klaviersonate Nr. 22 G-Dur  op. 49 / 2  (Sonatine)  (1795-98)

Zu dem Sonatenpaar op. 49 schreibt Joachim Kaiser: Diese beiden auch als "Sonatinen" bezeichneten Werke wirken innerhalb des Kontinuums der Klaviersonaten wie Fremdkörper. In der Tat handelt es sich um Frühwerke aus den Jahren 1795-98, die erst später mit einer relativ hohen Opuszahl veröffentlicht wurden. Allem Anschein nach entstanden beide für den Unterricht und nahmen deshalb erkennbare Rücksicht auf die begrenzten technischen Fähigkeiten der Schüler. Auch ihr Umfang ist bescheiden und jeweils zweisätzig.

 

Eine ergänzende Anmerkung des Produzenten:

Joachim Kaisers Ausführungen zu op. 49 lassen einen qualitativen Abfall zu den "großen" Sonaten vermuten – dem ist aber keineswegs so. Beide Sonaten sind im besten Sinne klassisch: Ausgeglichen, klar und prägnant, und sie zeigen sich in der souveränen Schlichtheit vieler Werke Mozarts – eine feine Tiefe und heitere Melancholie...


MN-11   L.v. BEETHOVEN  -  KLAVIERSONATEN  Nr.7 + Nr.8 + Nr.28

Klaviersonate  Nr.7  D-Dur  op.10/3  (1796/98)

 

Klaviersonate  Nr.8  c-moll  op.13  (1798)


Klaviersonate  Nr.28  A-Dur  op.101  (1816)

Z


MN-12   L.v. BEETHOVEN  -  KLAVIERSONATEN  Nr.25 + Nr.24 + Nr.16 + Nr. 18

Klaviersonate  Nr.25  G-Dur  op.79  (1809)

 

Klaviersonate  Nr.24  Fis-Dur  op.78  (1809)


Klaviersonate  Nr.16  G-Dur  op.31/1  (1801/02)


Klaviersonate Nr.18 Es-Dur op.31/3 (1801/02)

Z


MN-13   L.v. BEETHOVEN  -  KLAVIERSONATEN  Nr.2 + Nr.22 + Nr.23

Klaviersonate  Nr.2  A-Dur  op.2/2  (1795)

 

Klaviersonate  Nr.22  F-Dur  op.54  (1804)


Klaviersonate  Nr.23  f-moll  op.57  "Appassionata"

(1804/05)

Klaviersonate Nr. 23 f-moll  op. 57  „Appassionata“  (1804 / 05)

Eine zweite Variante von op. 54 in dem auf 12 CDs aufgenommenen Sonaten-Zyklus: Ein Flügel völlig anderen Charakters, ein größerer Saal und die Einmaligkeit ein jeder Live-Interpretation ergab eine spannende alternative Version zu der im Vol. V (MN-06) erschienenen Aufführung - zumal die „Appassionata“ den befreienden Schlussstein der neun Abende des Zyklus setzte: Immense Kraft und Intensität - und eine kleine Konzentrationsschwäche im ersten Satz inbegriffen - lässt gerade das Ringen um diese Sonate des "Entstehens und Werdens" in der Interpretation vom 26. April besonders packend erscheinen...  (Joachim Wagner)


MN-53   J. BRAHMS  -  KLAVIERSONATE  Nr. 3  F-MOLL  OP.5  +  ZWEI RHAPSODIEN

Rhapsodie  Nr. 1  h-moll  op. 79/1

Rhapsodie  Nr. 2  g-moll  op. 79/2

Klaviersonate  Nr. 3  f-moll  op. 5

Die (dritte) große Sonate f-moll op.5 von Johannes Brahms . . .


. . . ist ein Jugendwerk, das die Möglichkeiten des Klaviers schier sprengt und eher eine Sinfonie darstellt. Brahms verbindet hier tief empfundene Romantik mit extrem dramatischen und feinsten lyrischen Elementen zu einem wahrhaft großen Werk. Brahms hat schon mit 20 Jahren dem über 20 Jahre älteren Schumann einige frühe Klaviersonaten und ein Klaviertrio vorgelegt. Der Ältere erkannte sofort das große Genie in diesen Werken und schrieb in seiner Musikzeitschrift einen großen, begeisterten Artikel, in welchem er Brahms mit Bach, Mozart und Beethoven in eine Reihe stellte.

 

Diese 5-sätzige Sonate f-moll mit den Ausmaßen einer Sinfonie gehört zu den erstaunlichsten Schöpfungen des Komponisten. Mit einer ungebändigten, originalen Kraft und Fantasie tritt uns hier in jedem reiner Brahms entgegen. Die Vorbilder Beethoven, Schumann und Mendelssohn scheinen überwunden.


Der rhapsodische Beginn des ersten Satzes eröffnet eine bis dahin unbekannte Klangwelt; Fortführung und Wandlung der Motive sind von überzeugender Logik. Der erste Themenblock ist klar gegliedert: Auf große orchestral wirkende Akkorde und punktierte Rhythmen voller Spannung folgt ein zweiter Thementeil in c-moll (aus dem Schluss des ersten gebildet), der eine ostinate Triolenfigur im Bass enthält und wie ein Vorbote von „Ein Deutsches Requiem“ wirkt: zwingend, ausweglos, düster, unerbittlich. Nach der abgewandelten Wiederholung des ersten folgt dann ein dritter, ebenfalls aus demselben Material entwickelter Teil, der bereits in As-Dur steht und zum zweiten Themenblock überleitet. Hier findet man leidenschaftliche Lyrik, Tempo Rubato und eine ausschweifende Harmonik. Die im Wesentlichen streng auf das Expositionsmaterial beschränkte Durchführung intensiviert den Satz dramatisch, entwickelt aber auch aus einem Gedanken des ersten Themas eine überirdisch schöne Liedkantilene in Tenorlage zu synkopierte Begleitung, deren Höhepunkt dann in einem „misterioso“ mündet, welcher das Hauptmotiv des ersten Themas mit den Triolen vereint und so die Reprise vorbereitet.

 Brahms hat selber zur Tempoangabe (Allegro maestoso) des Kopfsatzes geschrieben: „hätt ich diesen Satz doch nur Maestoso überschrieben“, wohl deshalb, weil schon damals viele Interpreten sich vom „Allegro“ verleiten ließen, diesen Satz zu schnell zu nehmen, was ebenso die kompositorische Dichte wie auch die vielfältige Harmonik nicht zur Geltung kommen lässt.


Dem zweiten Satz stehen drei Verszeilen von Sternau als Motto voran, das dessen Stimmungsgehalt deutet:

 

                    Der Abend dämmert, das Mondlicht scheint,

                    da sind zwei Herzen in Liebe vereint

                    und halten sich selig umfangen. (Sternau)

 

In diesem Satz gelingt es Brahms – den chopinschen Nocturnes ebenbürtig – ein Nachtgemälde, ein Mondscheingedicht zu schaffen, dessen Ursprung das deutsche Lied ist. Hier ist Brahms Schumanns „Mondnacht“ nahe. Biographischer Bezug? 1854 schrieb Brahms aus Hamburg an Clara Schumann:

"...Könnten Sie nicht jeden Tag einen "guten Morgen" telegraphieren lassen? Ich würde elektrisiert sein, würde den ganzen Tag lustig sein und wie spielen können. Lange halte ich's gar nie mehr aus ohne Sie ..." 


Der dritte Satz, ein mal kraftvoll derbes, aber auch teilweise gespenstisches Scherzo besitzt einen Mittelteil von großer Fantasie und intensivem Ausdrucksgehalt, der anfangs wie eine Liebeserklärung wirkt aber sofort von einer Phrase abgelöst wird, der wie eine dunkle Erinnerung an das Requiem-Thema (inklusive der Triolenbegleitung) des ersten Satzes erinnert .


Vor dem letzten Satz steht dann ein Intermezzo, „Rückblick“ betitelt: ein Bild voller tragischer Aspekte, fast ein Trauermarsch (hier ist die Requiems-Triole des ersten Satzes in einen Trommelwirbel verändert) – das andere Material sind stark veränderte melodische Elemente des zweiten Satzes.


Im fünften Satz sind zunächst zwei Themen bestimmend. Ein kämpferisches Reitermotiv und ein fast italienisches Seitenthema von großer Ausdruckskraft. Überraschend ist, wie Brahms das Hauptthema im „quasi pizzicato“ nordisch wirken lässt, dass es fast von Grieg stammen könnte. Vollkommen unerwartet kommt relativ spät ein drittes, hymnisches Thema dazu, das - kaum erschienen - sozusagen den Sieg davon trägt. Es beherrscht dann mit kanonischer Arbeit und das erste Thema umflechtend diesen Satz bis fast zum Ende. Selbst die Stretta ist aus dem verkleinerten und originalen Motiv dieses dritten Thema gebildet. Alles andere scheint vergessen – nur kurz vor Schluss erklingt das erste Thema noch kurz, endet dann oder verändert sich, indem es seine rhythmische Kraft verliert und sich in großen majestätischen Akkorden wieder zum dritten Thema wandelt. Mit diesen orchestralen Akkorden schließt Brahms, vom Klaviersatz an den allerersten Anfang erinnernd, die ganze Sonate ab.  (Michael Nuber)


MN-23   J. BRAHMS  -  SPÄTE KLAVIERWERKE

op. 116 / 1 Capriccio d-moll

op. 116 / 2 Intermezzo a-moll

op. 116 / 3 Capriccio g-moll

op. 116 / 4 Intermezzo E-Dur

op. 116 / 6 Intermezzo E-Dur

op. 116 / 7 Capriccio d-moll

op. 117 / 1 Intermezzo Es-Dur

op. 117 / 2  Intermezzo b-moll

op. 117 / 3  Intermezzo cis-moll

op. 118 / 2  Intermezzo A-Dur

op. 118 / 6  Intermezzo es-moll

op. 119 / 1  Intermezzo h-moll

op. 76 / 1    Capriccio fis-moll

op. 107 / 5  Mädchenlied h-moll

                     (Bearb. f. Klavier: M. Nuber)

Brahms späte Klavierwerke - ein auskomponierter Abschied

 

Brahms späte Klavierwerke sind in gewisser Weise letzte Kompositionen. Auch wenn er ihnen noch die Sonaten für Klarinette folgen ließ, zu denen ihn der von ihm bewunderte Klarinettist Richard Mühlfeld inspirierte, handelt es sich bei diesen 20 drei- bis zehnminütigen Monologen von ihrer Ausdruckshaltung und ihrem Charakter her um letzte Musik, um eine Auseinandersetzung mit dem Lebensende. Vor allem das scheint den nachdenklichen Pianisten Michael Nuber an dieser Musik zu interessieren. Er spürt der leisen Melancholie und jedem Hauch von Resignation nach, welche so charakteristisch für diese Werke sind. Seine Interpretation verstärkt das Hörerlebnis, auskomponiertem Abschied zu lauschen. Die durchaus vorhandene Virtuosität einiger effektvoller Stücke tritt dabei zu Recht völlig in den Hintergrund.

 

Die Klavierwerke op. 116 bis op. 119, aber auch das hier mit aufgenommene op. 76 / 1, beeindrucken durch ihre ausgefeilte Konstruktion, durch die für Brahms charakteristische Entwicklung großer Linien, Verläufe und Entwicklungen aus kleinen und kleinsten Motiven. Die überwiegend mit Capriccio und Intermezzo überschriebenen Stücke bergen einen fast verschwenderisch zu nennenden, unerschöpflichen harmonischen und rhythmischen Erfindungsreichtum, und zeigen in Vollendung auch die kontrapunktisch durchwobene Arbeitsweise des Komponisten. Es ist immer wieder eine starke Poesie zu erleben - z.B. in den Fantasien op. 116 wohl am schönsten in Nr. 4, einem Intermezzo in E-Dur, ausgeprägt: Wie hier das dunkle Anfangsmotiv mit einer zaghaft fragenden Gebärde abwechselt, sich nur allmählich eine wundervolle Melodie entwickelt, Entrückung, Wehmut und Kontemplation mit zarten Aufhellungen und Lichtstrahlen wechseln, das ist einfach wunderbar komponiert und gehört zum Schönsten, das Brahms geschrieben hat.

 

Michael Nuber besitzt den Mut zu großer Ruhe, quasi einem Einfrieren aller äußerer Bewegung, und auch zu Freiheiten in den Tempi, die aber nie überzogen oder unorganisch wirken. Die Musik bleibt immer im Fluss, aber auch in einem unwirklich wirkenden Schwebezustand. Diese Langsamkeit entführt den Zuhörer in eine Welt fern der gewohnten realen Bezüge. Die meditativen Stücke mit ihrer herbstlichen Stimmung fallender Blätter deutet der Pianist mitunter als Momente und Stufen des Zerfalls, geht dabei bis an die Grenze des Auseinanderbrechens.   


So ist in vielen Stücken Brahms Auseinandersetzung mit dem Tod beklemmend spürbar - durchaus vergleichbar mit den zeitnah entstandenen "Vier ernste Gesänge" op. 121. Zwei Beispiele: Das Intermezzo es-moll op. 118/6 durchzieht wie ein roter Faden ein an das "Dies Irae" erinnerndes Melodiefragment, im Intermezzo cis-moll op. 117/3 wechselt eine monoton anmutende Einstimmigkeit in Oktaven mit modalen Akkorden - Assoziationen an einen fremden Grabgesang werden geweckt. Natürlich bestimmen diese Klavierwerke nicht nur Schwermut und die Herbheit einer Verzichtshaltung, sondern ebenso auch Zartes, Feuer und Leidenschaft - Brahms geliebte "ungarische Elemente". Diese CD endet mit einem ebenfalls in den letzten Jahren komponierten wehmütig-heiteren Lied, von Michael Nuber für Soloklavier transkribiert.  (Joachim Wagner)


MN-36   CHOPIN  -  KLAVIERSONATEN  NR. 2 + NR. 3 

Klaviersonate  Nr.2  b-moll  op.35  (1837-39)

 

Klaviersonate  Nr.3  h-moll  op.58  (1844)

"Er musste seinem Genie Gewalt anthun, so oft er versuchte, es Regeln und Anordnungen zu unterwerfen, die nicht die seinigen waren und mit den Anforderungen seines Geistes nicht übereinstimmten. […] Er konnte der engen, starren Form das Schwebende, Unbestimmte der Umrisse nicht anpassen, was den Reiz seiner Weise ausmachte." 

(F. Liszt)


MN-14   CHOPIN  -  MAZURKAS

f-moll  op. 63/2

F-Dur  op. 68/3

g-moll  op. 67/2

g-moll  op. 24/1

B-Dur  op. 17/1

f-moll  op. 7/3

a-moll  op. 67/4

cis-moll  op. 63/3

h-moll  op. 33/4

Des-Dur  op. 30/3

cis-moll  op. 30/4

b-moll  op. 24/4

B-Dur  op. 7/1

a-moll  op. 68/2

C-Dur  op. 24/2

a-moll  op. 7/2

C-Dur op. 67/3

c-moll op. 30/1

(a-moll) op. 17/4

As-Dur op. 59/2

Bonus: 3 alternative Takes

c-moll op. 30/1

(a-moll) op. 17/4

cis-moll op. 63/3

Chopins Mazukas

Dem vielgestalten bekannten polnischen Nationaltanz Mazurka widmete sich Chopin während seiner gesamten Schaffenszeit immer wieder. Seine vier Grundgestalten sind der langsame Kujawiak, der mittelschnelle Mazurek, der wuchtiger Mazur und der rasche Oberek. Die schwebenden Tonalitätsbeziehungen und modulationstechnischen Besonderheiten entstehen durch Verwendung antiker und orientalischer Modi - oder sind es doch nur alte polnische? So oder so: Diese Eigenwilligkeiten bieten seinen Nachfolgern bis zum Fin de siècle vielfältige Anregungen.  (Michael Nuber)


Eine neue Aufführungsform  - Kein Konzert und doch auch keine Studioaufnahme

Bei der „Veranstaltung“ am 9. Juli 2009 im Klavierhaus Wagner in Eschach handelte es sich um kein ein offiziell angekündigtes Konzert, sondern um etwas ganz Neues:  eine Mischform, die die Möglichkeiten der Studioaufnahme (z.B. einen ganzen Satz oder Abschnitte mehrmals zu spielen) mit der dem Pianisten wichtigen Spannung von Live-Konzerten verbindet. Die eher kleine geladene Zuhörerschaft hat hier die Gelegenheit, das Ringen um ein Werk hautnah zu erleben, die Wahrnehmung durch Vergleiche zu schärfen und somit Werke auch besser kennen zu lernen.  (Joachim Wagner)


MN-21   CHOPIN  -  NOCTURNES

b-moll  op. 9/1  (1830/31)

Es-Dur  op. 9/2 (1830/31)

H-Dur  op. 9/3  (1830/31)

F-Dur  op. 15/1  (1830-33)

g-moll  op. 15/3  (1833)

g-moll  op. 37/1  (1838/39)

G-Dur  op. 37/2  (1838/39)

fis-moll  op. 48/2 (1841)

Es-Dur  op. 55/2  (1843)

f-moll  op. 55/1  (1843)

H-Dur  op. 62/1  (1846)

E-Dur  op. 62/2  (1846) 

Persönliche Gedanken des Produzenten zu Chopins Nocturnes . . .

Das romantische Nocturne ist zwar die „Erfindung“ des irischen Komponisten John Field (1782-1837), doch erst Frédéric Chopin (1810-1849) machte dieses zum wahren Nachtstück. Er drückt in diesen Charakterbildern fast alles musikalisch Darstellbare an menschlichen Empfindungen aus. Die Nacht erscheint dem Menschen von je her faszinierend, aber auch zwiespältig: Die Stille und die zauberhaften Naturstimmungen durch das eigentümliche Licht des Mondes - aber auch Phantastisches, Gespenstisches, Ängste und das Grauen verstörender Träume…

Den in Frankreich lebenden Chopin schmerzte es sehr, dass das Schicksal seines polnischen Heimatvolkes (erst die Unterdrückung durch das zaristische Russland, dann 1830 Aufstand und dessen Niederschlagung) in den französischen Salons mit Gleichgültigkeit aufgenommen wurde.

Chopin schien durch die Nocturnes (in der Nacht kam wohl auch ihm besonders das Gefühl der Entwurzelung) in stiller Trauer, Wehmut und innigster Zartheit der Heimat besonders verbunden zu sein - quasi heimlich... aber im großen visionären Opus 48 / 1 (auf CD MN-27: „Chopin Klavierwerke Vol.3“) mit seiner trauermarschartigen heroischen Klage - quasi als Gegenstück zur „Revolutions-Etüde“ - bezog er unüberhörbar auch politisch Stellung für sein geschlagenen Volk.

 

. . . und Anmerkungen zu den Stücken auf dieser CD

Was die hier vorliegende Sammlung angeht, könnte man op. 9 / 1 scherzhaft als „Buchfinken-Nocturne“ bezeichnen - nicht aus musikalischen Gründen, sondern wegen den naturbedingten akustischen Begleitumständen eines Juni-Abends. Die Werkgruppe op. 9 (besonders Nr.2) ist ungemein populär geworden, vielleicht weil sie noch nicht so verwirrend viele Facetten aufweist wie die späteren Nocturnes. Op. 15 / 1 ist mit seinem gebetsliedhaft nachdenklichen Anfang, der im Stillstand erstarrt, und dem abrupt folgenden „con fuoco“ eine dramatische Szene. Op. 15 / 3 wirkt fremdartig in den unruhig alternierenden Harmonien, überrascht im zweiten Teil mit einem Choral und verklingt meditativ. Op. 37 / 1 klingt wie ein extrovertiertes Gegenstück zu op. 15 / 3, ebenfalls mit zentralem Choral.

Op. 37 / 2 lebt von der Spannung zwischen bewegt tänzerischen Figuren (in pianistisch heiklen Doppelgriffen) und einer fragmentarischen sehnsüchtigen Melodie, die bis zum Schluss ihre Erfüllung nicht finden kann - ganz so, wie wenn man den Anfang eines Liedes vor sich hin pfeift, in verschiedenen Tonlagen, und sich doch nicht auf das Ende besinnen kann. Vielleicht könnte ein Pianist des 21ten Jahrhunderts doch einmal wagen, die beiden - angesichts der ungemein modernen Konzeption des Werkes - eher gewollt und konventionell wirkenden Schlussakkorde konsequenterweise einfach wegzulassen...

Wenn im bereits erwähnten op. 48 / 1 die heroisch-nationale Klage mitreißt, so ist es in Op. 48 / 2 vielleicht ein Einzelschicksal - leiser und intimer, aber sehr berührend… Op. 55 / 2 atmet eher die Pariser Nachtluft, op. 55 / 1 riecht deutlich nach polnischer Erde. Op. 62 / 1 und op. 62 / 2 verweisen zeitweise schon auf die auch heute noch als modern und frisch empfundene Reizharmonik des Fin de Siecle, z.B. des späten Gustav Mahler (Lied von der Erde). Wie die CD in den ersten fragilen Tönen quasi aus dem Nichts begann, ebenso entlässt sie den Hörer mit der Schlusswendung von op. 62 / 2 mit einer wunderbar melancholisch offenen, zarten Frage wieder in die (nächtliche) Stille.


(Joachim Wagner)


MN-39   CHOPIN  -  24 PRÉLUDES + ETUDES

Nr. 1 C-Dur

Nr. 2 a-moll

Nr. 3 G-Dur

Nr. 4 e-moll

Nr. 5 D-Dur

Nr. 6 h-moll

Nr. 7 A-Dur

Nr. 8 fis-moll

Nr. 9 E-Dur

Nr. 10 cis-moll

Nr. 11 h-Dur

Nr. 12 gis-moll

Nr. 13 Fis-Dur  (3:26)

Nr. 14 es-moll (0:41)

Nr. 15 Des-Dur (7:07)

Nr. 16 b-moll (1:15)

Nr. 17 As-Dur (3:39)

Nr. 18 f-moll (1:10)

Nr. 19 Es-Dur (1:47)

Nr. 20 c-moll (1:37)

Nr. 21 B-Dur (1:53)

Nr. 22 g-moll (0:53)

Nr. 23 F-Dur (1:06)

Nr. 24 d-moll (3:25)

7 Etudes (Auswahl aus op.10+25)


-  c-moll op. 25/12

-  cis-moll op. 25/7

-  h-moll op. 25/10

-  f-moll ohne op.

-  f-moll op. 10/9

-  a-moll op. 25/11

    "Sturm-Etüde"

-  c-moll op. 10/12

    "Revolutions-Etüde"

24 Préludes op. 28

Als op.28 veröffentlichte Chopin einen Zyklus von 24 kurzen Stücken in allen Dur- und Molltonarten (geordnet nach dem Quintenzirkel), die einen wahren Mikrokosmos Chopinscher Kunst bilden. Kein anderes Werk des Komponisten umfasst - technisch wie empfindungsmäßig - so vollständig den ganzen Bereich dessen, was dieser zu geben hatte. "Die Quintessenz romantischen Seelenbekenntnisses in pianistischer Vollendung" nennt Walter Rehberg das Werk in seinem Buch über Chopin. Wenn auch die insgesamt eher kurzen Stücke nicht Raum für große Entwicklung bieten, so sind sie in ihrer auf knappstem Raum gedrängten Fülle als Zyklus in der gesamten Klavierliteratur einzigartig.

Chopins Gattungsbezeichnungen bieten nicht immer einen sicheren Anhaltspunkt für das Wesen seiner Musik, und so ist es auch nicht völlig klar, weshalb er Opus 28 als "Préludes" bezeichnete. Die Kunst des Präludierens gehörte einfach zu den Fertigkeiten des Improvisators, und verschiedene Komponisten, vor allem Hummel und Kalkbrenner, hatten bereits in allen Tonarten auskomponierte Präludien vorgelegt.

Chopins Préludes sind insgesamt von ganz anderer Art: Ihm gelang durch ein ausgewogenes Verhältnis von musikalischem Inhalt und begrenztem Zeitaufwand ein Zyklus, der im raschen Wechsel eben nahezu alle Facetten seines Seelenlebens uns vor Ohren stellt. Das Ganze wirkt wie ein modernes in vielen Farben schimmerndes Mosaik. Der Zyklusgedanke ergibt sich nicht durch Verwandtschaften der Themen oder durch Ähnlichkeit der Stücke - es ist eher die Variationsbreite und Farbigkeit, die uns in ihrer Gesamtheit einen ganzen Seelenkosmos nahebringt.  (Michael Nuber)

 

mit Applaus

Die 24 Préludes op. 28 von Chopin sind nicht eine lose und beliebige Zusammenstellung von Stücken, sondern ein echter Klavierzyklus, der auch als solcher aufgeführt werden sollte. Michael Nubers Interpretation in Schorndorf vom 28.2.2010 lässt den Zuhörer intensiv die Vielschichtigkeit und Geschlossenheit dieses wichtigen Werks von Chopin erleben. Äußere Einflüsse (Stürmisches Wetter, unruhiges Publikum, Kirchenglocken) und kleine „Live-Patzer“ des Pianisten wurden dafür bei dieser Veröffentlichung bewusst in Kauf genommen. Der Anfangs- und Schlussapplaus verstärken noch die Geschlossenheit und Dichte des bewegenden Live-Erlebnisses dieses Abends.  (Joachim Wagner)


MN-17  CHOPIN  -  KLAVIERWERKE  VOL. 1   

Scherzo b-moll  op. 31  (1837)

Nocturne Fis-Dur  op. 15/2  (1830/31)

Walzer cis-moll  op. 64/2  (1846/47)

Walzer f-moll / As-Dur  op. 70/2  (1841)

Walzer  Des-Dur  op. 70/3  (1829)

Walzer  As-Dur  (1827)

Walzer Es-Dur (1829-30)

Walzer  Es-Dur  op. 18 (1831)

"Grande Valse brillante" 

Walzer  Ges-Dur  op. 70/1  (1833)

Polonaise  As-Dur  op. 53  (1842)

Fantasie-Impromptu cis-moll  op. 66  (1834)

Ballade  Nr. 1 g-moll  op. 23  (1835)

Michael Nubers facettenreicher Chopin

Diese CD zeigt nicht nur Chopin abwechslungsreich von vielen Seiten, sondern auch Michael Nuber in pianistischer Hochform: Das Scherzo wild zerklüftet, virtuos perlend und mit wunderbar harmonisch ausbalanciertem Mittelteil, das Nocturne fein poetisch, die Walzer mit Raffinesse und tänzerischem Schwung, die Polonaise markant und kraftstrotzend heroisch, die Ballade in allen klanglichen Schattierungen mit großem Spannungsbogen. Chopin Hang zur Verinnerlichung, zum zart weltabgewandt Träumerischen, aber auch verzweifelt und schmerzlich Anklagenden kommt dem Wesen des Pianisten anscheinend ganz besonders entgegen. Wo manche nur die brillant pianistische Oberfläche fasziniert, da spürt Michael Nuber selbst in scheinbar heiteren Werken einer verborgenen tieferen Seite nach.  (Joachim Wagner)


MN-26  CHOPIN  -  KLAVIERWERKE  VOL. 2   

Ballade Nr. 2 F-Dur / a-moll op. 38 (1839)

Impromptu Nr. 1 As-Dur op. 29 (1837)

Impromptu Nr. 3 Ges-Dur op. 51 (1842)

Walzer As-Dur op. 34/1 "Grande Valse brillan." (1835)

Walzer As-Dur op. 42 "Grande Valse" (1840)

Mazurka a-moll ohne op. (1841)

Mazurka As-Dur op. 50/2 (1841)

Mazurka gis-moll op. 33/1 (1837/38)

Mazurka e-moll op. 41/1 (1838)

Mazurka C-Dur op. 56/2 (1843)

Mazurka f-moll op. 68/4 (1849)

Polonaise b-moll op. posth. (1826)

Ballade Nr. 4 f-moll op. 52 (1842)

Z


MN-27  CHOPIN  -  KLAVIERWERKE  VOL. 3   

Scherzo  Nr. 3  cis-moll  op. 39  (1839)

Impromptu  Nr. 2  Fis-Dur  op. 36  (1839)

Nocturne  H-Dur  op. 32/1  (1836-37)

Nocturne  c-moll  op. 48/1  (1841)

Polonaise  A-Dur  op. 40/1 (1838-40)

Polonaise  c-moll  op. 40/2  (1838-40)

Mazurka  cis-moll  op. 50/3  (1841)

Mazurka  G-Dur  op. 50/1  (1841)

Mazurka  fis-moll  op. 6/1  (1830-31)

Mazurka  cis-moll  op. 6/2  (1830-31)

Mazurka  a-moll  op. 59/1 (1845)

Ballade  Nr. 3  As-Dur op. 47  (1841)

Z


MN-49   CHOPIN  -  KLAVIERWERKE  VOL. 4   

Nocturne Des-Dur op. 27/2 (1834/35)

Berceuse Des-Dur op. 57 (1843)

Mazurka As-Dur op. 17/3 (1825-33)

Barcarolle Fis-Dur op. 60 (1845/46)

Etüde As-Dur op. 25/1 (1831-36)

Nouvelle Étude Nr. 2 As-Dur (1839)

Etüde gis-moll op. 25/6 (1831-36)

Scherzo Nr. 1 h-moll op. 20 (1831-32)

Etüde f-moll op. 25/2 (1831-36)

Etüde Ges-Dur op. 25/9 (1831-36)

Nocturne cis-moll (eher nicht von Chopin!) (1831)

Mazurka c-moll op. 56/3 (1843)

Scherzo Nr. 4 E-Dur op. 54 (1842)

Das Scherzo h-moll op.20 gehört wie die drei anderen Scherzi zu den großangelegten Werken des Komponisten. Wilde, aufgeregte Presto-Hauptteile kontrastieren scharf mit ruhigen melodiösen Mittelteilen. Im Zentrum des h-moll-Scherzo findet sich ein schlicht-feines polnisches Weihnachtslied, intoniert vom Daumen der rechten Hand inmitten von zarten Dreiklangsbrechungen und kleinen Ansätzen polyphon geführter Gegenstimmen. Der Schluss ist extrem expressiv, stürmisch und endet nach schreienden Dissonanzen in rasenden Passagen.

Das Scherzo E-Dur op.54 ist das längste und musikalisch reichste der vier Scherzi. Es besitzt eine ungewöhnliche Fülle an Melodien und höchst interessanten Harmonien, besonders auffällig ist der Kontrast zwischen der extremen Leichtigkeit des an Mendelssohn erinnernden Hauptteils und dem tief empfundenen melancholischen Mittelteil, der den für Chopins Spätstil typischen harmonischen Besonderheiten zeigt und so uns tiefe Einblicke in seine Seele schenkt. Springende Akkordfolgen, rasende Läufe, am Schluss wilde Oktaven kontrastieren hier mit weitausschweifender polnischer Melodik und Harmonik.  (Michael Nuber)


MN-01   C. DEBUSSY  -  VOL. 1   

Le Vent et l´eau (14:30)

Reflets dans l´eau (Images I/1)

Voiles (Préludes I/2)

Ce qu´a vu le vent d´Ouest (Préludes I/7)


Le jour - la terre (8:40)

Bruyères (Préludes II/5)

Cloches à travers les feuilles (Images II/1)


Mystères de la nuit (16:55)

Les sons et les parfums tournent …  (Prél. I/4)

Les fées sont d´exquises danseuses (Prél. II/4)

La terrasse des audiences …  (Préludes II/7)

La danse de Puck (Préludes I/11)


L´homme spirituel (22:20)

Hommage à Rameau (Images I/2)

Mouvement (Images I/3)

Ballade (vor 1890)

Zu dieser Aufnahme: Klang, Struktur und Geschwindigkeit

Die für diese CD ausgewählten Stücke sind überwiegend ruhigeren Charakters. Michael Nuber vertraut neben den Farben und Effekten auch unbedingt den Strukturen der Werke. Die (verglichen mit Debussy-Interpreten wie Gieseking oder Michelangeli) durchweg gemäßigten bis sehr breiten Geschwindigkeiten geben den Raum für das Hören und das Empfinden der kühnen Harmonik und ebenso komplexen Rhythmik von Debussys Musik. Die vier strukturierenden Überschriften auf dieser CD zu Gruppen von Stücken sind frei vom Produzenten gewählt.  (Joachim Wagner)


MN-34   C. DEBUSSY  -  VOL. 2   

Danseuses de Delphes (Préludes I/1)

Brouillards (Préludes II/1)

Des pas sur la neige (Préludes I/6)

Le vent dans la plaine (Préludes I/3)

Pièce (1915)

Elégie (1915)

General Lavine - eccentric (Préludes II/6)

La fille aux cheveux de lin (Préludes I/8)

La Puerta del Vino  (Préludes II/3)

La cathédrale engloutie  (Préludes I/10)

Reflets dans l´eau (Images I/1)

Et la lune descend sur … (Images II/2)

Poissons d´or (Images II/3)

Le Jet d´eau (Transkription: Michel Nuber)

L´isle joyeuse

"Ich versuche ganz etwas anderes zu machen, in gewisser Weise Bilder der Wirklichkeit – die Dummköpfe nennen es Impressionismus – ein Begriff, der so schlecht angewandt ist wie nur irgend möglich..." (Claude Debussy) Die Instrumentation des Klaviersatzes (keine Nachahmung oder Ersatz eines Orchesters durch das Klavier!) ist ein Kennzeichen der mittleren Schaffensperiode und verliert sich nach den Images zugunsten anderer Methoden.


MN-46   C. DEBUSSY  -  VOL. 3   

Deux Arabesques (ca. 1880-85)

-  Nr.1 (Andantino con moto)

-  Nr.2 (Allegretto scherzando)

 

Zwei Lieder (Solo-Klavierbearb.: M. Nuber) (2011/12)

-  En sourdine (um 1892)

-  Beau soire (ca. 1878-80)

 

Pour le Piano (1894-1901)

Prélude  (Assez animé et très rythmé)

-  Sarabande  (avec une élégance grave et lente)

-  Toccata (Vif)

 

Estampes (1903)

-  Pagodes (Pagoden)

-  La soirée dans Grenade (Abend in Grenada)

-  Jardins sous la pluie (Gärten im Regen)

Le plus que lente (Valse) (1909/10)

 

Six épigraphes antiques (6 antike Inschriften) (1914)

-  Pour invoquer Pan, dieu du vent d’été

    (Um Pan, den Gott des Sommerwindes, anzurufen)

-  Pour un tombeau sans nom

    (Auf ein namenloses Grab)

-  Pour que la nuit soit propice

    (Auf dass die Nacht günstig sei)

-  Pour la danseuse aux crotales

    (Für die Tänzerin mit Zimbeln)

-  Pour l'Egyptienne (Für die Ägypterin)

-  Pour remercier la pluie au matin

    (Um den Morgenregen zu bedanken)

 

Six Épigraphes antiques

Kultische Inschriften der Antike (sicherlich fingiert) weisen dem musikalischen Prozess den Weg. Sinn und Gehalt der Überschriften sind voller Rätsel und Andeutungen. Die zarten Klänge schweben zwischen heiterer Ruhe und tiefer Resignation, ihre klassizistische Klarheit birgt sich hinter dem Schleier des Zeitlosen; nah und fern, einst und jetzt durchdringen sich im Zustande des Unbewussten. Der Traum von der antiken Welt (bekannt von manchen Préludes) ist nun weiter sublimiert und zugleich vereinfacht. Ursprünglich als Begleitmusik zu einer szenischen Rezitation der „Chansons de Bilitis“ von Pierre Louys gedacht, entstanden 1914 eine vier- und eine zweihändige Originalfassung und dazu Skizzen für eine Orchestrierung. Stilistisch sind die Stücke aus einem Guss und demonstrieren hervorragend die neue Synthese von freier Form und klassischer Haltung, die dem Spätstil Debussys eigen ist. Die sechs Miniaturen sind sicher als Suite gedacht, dafür spricht die Anordnung der Tonalitäten und der Tempi. Sogar eine zyklische Absicht ist erkennbar, denn das letzte Stück endet mit dem Thema des ersten.  (Michael Nuber)


MN-29   G.F. HÄNDEL  -  SUITEN  VOL. 1   

Große Suite d-moll (erschienen 1720)

 

Sonate g-moll (ca. 1710-14)

 

Partita G-Dur (ca. 1710-14)

Suite d-moll (wahrscheinlich 1710-14)


 

Große Suite f-moll (erschienen 1720)

Die Suiten Händels . . .

. . . sind wie alle "Klavierwerke" dieser Zeit für Cembalo geschrieben. Dieses Instrument bietet zwar keine Möglichkeit, die Lautstärke durch den Anschlag zu beeinflussen, aber man kann durch die Verwendung verschiedener Register unterschiedliche Klangfarben und Lautstärken erzeugen. Bei der Wiedergabe diese Werke auf dem modernen Konzertflügel muss man sich der Unterschiede von Cembalo und Klavier bewusst sein, denn durch die dynamischen Möglichkeiten und das große Klangfarbenspektrum des Flügels sind ganz neue Interpretationsansätze möglich. Davon sind auch die Verzierungen betroffen, von denen mindestens ein Teil ausschließlich als "Tonverlängerung", Betonung von Einzeltönen oder Höhepunkten (es gibt ja nur eine schwache Klangsubstanz am Cembalo) eingesetzt wurde. Aber auch bei Phrasierung und Artikulation ergeben sich neue Konstellationen.

Wie oft in der Musik gibt es für all das nicht die Lösung - das Entscheidende ist, die Charaktere, die Rhythmik und die Zusammenhänge der Suiten-Sätze zu treffen und den Mut zu haben, die Erkenntnisse dann auf dem modernen Instrument auch konsequent umzusetzen. Wie weit man bei diesem Transformieren von Spielweisen auch gehen mag; Solche Übertragungen in unsere heutigen Zeiten erfordern viel Erfahrung, Wissen und Feinsinn für jede einzelne Stelle.

Bei allen Skrupeln: Der Interpret, der den modernen Konzertflügel für Händels Musik wählt, kann sich durchaus in "barocker Tradition" begreifen: Damals war die Übertragung eines Werkes auf andere Instrumente eine übliche Praxis. Man ließ sich von ganz pragmatischen Überlegungen leiten, z.B. welche Besetzung gerade verfügbar war. Nebenbei bemerkt – auch die Frage der Urheberschaft war noch kein Thema: Auch J.S. Bach brachte Kompositionen Vivaldis (umgearbeitet) als eigene Orgelwerke heraus - ohne Angaben von Quellen... :-)  (Michael Nuber)


MN-20   J. HAYDN  -  KLAVIERSONATEN  VOL. 1   

Sonate Nr. 23 D-Dur Hob.XVI:23 (1773)


Sonate Nr. 44 g-moll Hob.XVI:44 (1765-72)

 

Sonate Nr. 52 Es-Dur Hob.XVI:52 (1793-94)

Joseph Haydns Sonate in g-moll . . .

. . . ist eine der ungewöhnlichsten Schöpfungen des Meisters aus dessen Sturm-und-Drang-Zeit. Vieles wirkt schon echt klassisch geformt, in anderem wirkt deutlich der "Empfindsame Stil" der Bach-Söhne nach. Dieses Werk ermöglicht dem Interpreten also die musikhistorisch korrekte Möglichkeit, mehr einfließen zu lassen als "nur" die Ausdeutung der aufgeschriebenen Noten.

Seit Beginn der Beschäftigung mit dieser rätselhaften Sonate ist Michael Nuber die Nähe des thematischen Materials zu dem Bach-Choral "Befiehl Du deine Wege" ("O Haupt voll Blut und Wunden") aufgefallen, und am Ende des Satzes lädt eine schon improvisatorisch begonnene Stelle, die bei Haydn abbricht, zum Weiterspinnen ein. Diesen in Gedanken permanent präsenten Choral zitiert er beim ersten Mal in der Reprise nach kurzen Modulationen fragmentarisch (Anfang des Chorals in e-moll), beim zweiten Mal geht er harmonisch weiter (h-moll), spielt auch den ganzen Choral und lässt sich mehr Zeit bei der Rückführung (über cis-moll) in die originale Komposition. Dadurch intensiviert sich die innere Spannung dieses Werkes und es entsteht eine neue, überhöhende Dimension.

 

Zum Thema Interpretation

Interpretation bedeutet Auslegung, Übersetzung, Erklärung. In der Musik ist damit auch das Finden eines eigenen Standpunktes, einer eigenen Sichtweise auf ein notiertes Stück unter Berücksichtigung bestimmter stilistischer und musikhistorischer Konditionen gemeint. Michael Nubers "Interpretation" der g-moll Sonate geht da - ganz im musikalisch ursprünglichen Sinne - noch ein Stück weiter: Das Aufschreiben eines Einfalles, eines Werkes stellt schon für den Komponisten eine Art Kompromiss dar, denn die Realisierung der innerlich gehörten klanglichen Vision und die Umsetzung derer Aussage lässt oft bereits bei der Geburt (Niederschrift) Federn...  (Joachim Wagner)


MN-35   J. HAYDN  -  KLAVIERSONATEN  VOL. 2   

Sonate Nr. 50 C-Dur Hob.XVI:50 (1794/95)


Sonate Nr. 36 cis-moll Hob.XVI:36 (vor 1780)

 

Sonate Nr. 48 C-Dur Hob.XVI:48 (1789)

 

Variationen f-moll Hob.XVII:6 (1793)

Un piccolo Divertimento (im Autograph: Sonata)

Mein persönlicher Weg zu Haydn

Im 10. Lebensjahr habe ich 12 Klaviersonaten, die Variationen f-moll und einige andere Stücke von Haydn kennengelernt. Das waren damals wichtige musikalische Erlebnisse, die bis heute nachwirken. Von Sonatinen Clementis und Kuhlaus abgesehen, hatte ich zu dieser Zeit ausschließlich kleine klassische Werke (Rondo von Mozart und Beethoven, Elise und kleine Sonatinen dieser Meister sowie zahlreiche Bearbeitungen aus Divertimentos und Sinfonien gespielt. Wichtig waren diese größeren Werke für mich, um Einblick in die größere Formenwelt und die tieferen Aussagen der Musik zu bekommen. So bin ich meinem damaligen Lehrer sehr dankbar, dass er mich so früh an den "gehaltvollen" Haydn mit Erfolg herangeführt hat. Besonders in Erinnerung geblieben sind neben den netten Auenbrugger-Sonaten und eben gerade die Sonate cis-moll und die f-moll Variationen, welche mich musikalisch enorm herausgefordert haben - klingen sie doch für ein Kind anfänglich etwas spröde und müssen sich erst erschließen. Später spürte ich, dass die Beschäftigung mit Haydn für mich ein wichtiges Sprungbrett zu den Sonaten Mozarts aber vor allem zu Beethoven und Clementi war.  (Michael Nuber)


MN-40   F. LISZT  -  KLAVIERSONATE  H-MOLL  +  VALLÉE D´OBERMANN (1. + 2. Fassung)  

Klaviersonate  h-moll  S 178  (1853/54)


Vallée d´Obermann

(2. Fassung) S 160/6  (ca. 1836-55) 

 

Vallée d´Obermann

(1. Fassung) S 156/5  (ca. 1836-42)

Michael Nuber:  Mein "Weg" zur Interpretation der h-moll Sonate

Ich habe mich mit der Partitur der h-moll Sonate seit meiner Jugend geistig und seelisch auseinander gesetzt. Dennoch hab ich selbst nie auch nur einen Ton dieser Sonate gespielt, bevor ich etwa 40 Jahre alt war! Denn ich wollte zuerst alle nötige (an anderen Liszt-Werken studierte) Technik erringen, um die Sonate nicht "üben" zu müssen. Denn wenn man ein solches Stück von Anfang an nicht quasi schon spielen kann, so "zerübt" man leicht den inneren Gehalt und auch den spontanen Zugang dazu.


Die erste Fassung von "Vallée d´Obermann" komponierte Liszt 1835/36 während und nach seiner Schweiz-Reise (veröffentlicht 1842 im Zyklus "Album d'un Voyageur"). Hier entfalten sich in scheinbar spontaner Erfindung überwältigende Gefühle und extreme Verzweiflung. Der Hörer erlebt die Gestaltung der Form aus einer Quasi-Improvisation mit alle Grenzen sprengendem technischen Aufwand. Das ganze Stück entsteht aus den ersten drei fallenden Tönen, die herausgeschrien werden, um dann im Verlauf des Werkes immer wieder andere Gefühlsebenen auszudrücken.

Diese Urfassung wurde zwischen 1848 und 1854 vollkommen neu überarbeitet. Es entstand eine zweite Fassung, ein strenger geformtes Werk ohne improvisatorische Teile: Die Gefühle sind etwas gefasster, der technische Aufwand nicht mehr so horrend, die z.T. ungewöhnlichen Harmonien der Erstfassung weichen eher gängigen Klängen. Liszt hat auch neue Formelemente hinzugenommen, löst sich also etwas von dem monothematischen Aufbau. Die Zweitfassung erschien als Nummer 6 der Sammlung "Années de Pèlerinage - Première année: Suisse". Beide Fassungen haben ihre Meriten: Die erste ist spontan-überwältigend, die zweite hat klare Struktur.

Auch die Zweitfassung von "Vallée d´Obermann" begleitet mich seit der Studienzeit und ich hegte lange die Absicht, einzelne Teile der Erstfassung in diese zu integrieren. Da mir das aber - meinem eigenen Anspruch an das Vorhaben nach - nicht zufriedenstellend gelang, entschied ich mich, immer wieder beide Fassungen (auch mal als Vergleich an einem Abend) zu spielen.  (Michael Nuber)


MN-52   F. LISZT  -  WEINEN, KLAGEN, SORGEN, ZAGEN  +  VIA CRUCIS   

Weinen, Klagen, Sorgen, zagen (32 Min.)

-  Präludium S 179  (1859)

-  Variationen S 180  (ca. 1862)

 

Via Crucis S 504 a (1878/79)

Einleitung:    Vexilla Regis ("O Crux, Ave!")

Station I:      Jesus wird zum Tode verdammt

Station II:     Jesus trägt sein Kreuz

Station III:    Jesus fällt zum ersten Mal

Station IV:    Jesus begegnet seiner heiligen Mutter

Station V:     Simon von Kyrene hilft das kreuz tragen

Station VI:    Sancta veronica

                    ("O Haupt voll Blut und Wunden")

Station VII:   Jesus fällt zum zweiten Mal

Station VIII:  Die Frauen von Jerusalem

                    ("Nolite flere super me …")

Station IX:     Jesus fällt zum dritten Mal

Station X:      Jesus wird entkleidet

Station XI:     Jesus wird ans Kreuz geschlagen

                     ("Crucifige")

Station XII:    Jesus stirbt am Kreuze

                     ("Eli, Eli lamma Sabacthani")

Station XIII:   Jesus wird vom Kreuz genommen

Station XIV:   Jesus wird ins Grab gelegt

                     ("Ave Crux, spes unica")

Via crucis (1878/79)

Meine Faszination an diesem damals weitgehend unbekannten Spätwerk Liszts rührt schon aus meiner Studienzeit. Der unbekannte und späte Liszt erregte überhaupt mein Interesse: z.B. beide Csardas, die "Historischen Ungarischen Bildnisse" (auf MN-33), 5 kleinen Klavierstücke, "Trauergondeln" (auf MN-33) und andere kurze „expressionistische“ Stücke.

Der Zyklus Via Crucis erschloss sich mir damals nicht aus kirchlichen, sondern aus rein musikalischen Aspekten: die eigenwillige Mischung aus gregorianischem und deutschem Choral, zudem die modernen, erst wieder von Kodaly und Bartok benützten schroffen Harmonien, der sprechende, oft einstimmigen Klaviersatz - das alles hat mich intensiv angesprochen und zu jahrelanger Beschäftigung mit dem Werk geführt. Daraus resultierten auch einige Aufführungen des Zyklus.

Liszt hinterließ verschiedene Versionen der Kreuzwegstationen (hie und da wird die für Chor und Orgel aufgeführt), aber nur in der Fassung für Klavier Solo entsteht die intensive ausweglose Schroffheit - zwingend und auch manchmal bizarr. Der Komponist, der so viel für die Entwicklung und Erweiterung der Klaviermusik getan hat, setzt hier sein Instrument karg aber doch wissend um alle Möglichkeiten ein. Trotz der verwendeten vielen musikalische Stile ist Via Crucis nur an der Oberfläche ein heterogenes Werk.  (Michael Nuber)


MN-19   F. LISZT  -  KLAVIERWERKE  VOL. 1  "Himmel & Hölle"

Ballade Nr. 2 h-moll S 171 (1853/54)

 

Notturno Nr. 3 As-Dur S 541 (1845-50)

(aus: „Drei Liebesträume“) 

 

Elegie Nr. 1 S 196 (1874)

 

Elegie Nr. 2 S 197 (1877)



Ave Maria (1869/1871-73)

(aus: „9 Kirchengesänge“)

 

Ihr Glocken von Marling S 328 (1874)

(Bearbeitung des Liedes für Solo-Klavier: M. Nuber) 

 

Sonetto 123 del Petrarca S 158 (1838-39/1850)

 

Mephisto-Walzer Nr. 1 S 514 (1859-63)

Ihr Glocken von Marling


Das Lied „Ihr Glocken von Marling“ von 1874 ist ein Spätwerk und den „spirituell-impressionistischen“ Klangfarben von G. Holst (1874-1934) erstaunlich nahe. Liszt war sein Leben lang vom Glockenklang fasziniert, was sich u.a. auch im Klangverständnis des Klaviers und Kompositionstiteln (z.B. „Glocken von Genf“) widerspiegelt. Die Bearbeitung Michael Nubers von 2006 ist im Verlag Edition Eschweiler erschienen und Herrn Lajos Gracza und seinem Liszt-Ferenc-Archiv Göppingen / Budapest gewidmet.


Ihr Glocken von Marling, wie braust ihr so hell!
Ein wohliges Lauten, als sänge der Quell.
Ihr Glocken von Marling, ein heil'ger Gesang
Umwallet wie schützend den weltlichen Klang,
Nehmt mich in die Mitte der tönenden Flut -
Ihr Glocken von Marling, behütet mich gut!


Michael Nuber als Bearbeiter

Michael Nuber widmet sich neben seiner umfangreichen Tätigkeit als Konzertpianist auch immer wieder dem eigenen kompositorischen Schaffen (mittlerweile ein Katalog von 63 Werken) und dem Bearbeiten von Musikstücken anderer Komponisten. Zumeist handelt es sich dabei um die Einbindung einer Melodiestimme, z.B. die Solostimme eines Liedes, in den reinen Klaviersatz und somit entsteht ein völlig neues solistisches Klavierstück. Liszts Lied „Ihr Glocken von Marling“ ist ein besonders schönes Beispiel für diese Kunst.  (Joachim Wagner)


MN-32   F. LISZT  -  KLAVIERWERKE  VOL. 2  "lyrisch" 

Consolations  S 172  (1844-49)  


Romance  S 169  (1848)

 

Romance oubliée  S 527  (1880)

 

3 Notturnos  S 541 ("Liebesträume")  (1845-50)

Recueillement  S 204  (1877)


Impromptu Fis-Dur S 191 (1872)

 

Wiegenlied (chant du bercerau) S 198 (1881)

 

En Reve (Nocturne) S 207 (1885)

 

Sonetto 104 del Petrarca S 161 (1837-58)

        aus:  Années de Pelerinage, 2. Jahr: Italien 

 

Auf dieser CD folgt der 1848 komponierten Romanze, einem Werk von tiefer Melancholie und Pathos, unmittelbar die „Vergessene Romanze“ von 1880. Liszt "erinnert" sich hier quasi im einem auskomponierten Prozess der Reflexion einer Romanze im doppelten Sinn: Einer Liebesbeziehung und des Werks von 1848. Die originale und die "erinnerte" Stelle sind auch in den Hörbeispielen so gesetzt, dass dass gut nachvollzogen werden kann. Die vergeistigte Stilentwicklung ist unverkennbar. Ein herb-deklamatorischer Beginn, dann ein Fragment des Themas des früheren Werks bis hin zu einer harmlosen harmonischen Wendung, die trotz nochmaligen Versuchs nicht gelingen will. Dann ein Abschweifen, ein starkes Aufwallen und ein traumhaft verklärter Schluss in wunderbarer Harmoniefolge. Zusammen stellen diese beide Werke einen optimalen Einblick in den Wandel des kompositorischen Schaffens Liszts und seiner Persönlichkeit dar.  (Joachim Wagner)


MN-33   F. LISZT  -  KLAVIERWERKE  VOL. 3  "Spätes & Politisches" 

Funérailles S 173 (1849)

(aus:  Harmonie poétiques e religieuses)

 

Historische Ungarische Bildnisse  S 205  (1870-85)

1. Széchenyi István

2. Eötvös Jószsef

3. Vörösmarty Mihály

4. Teleki László

5. Deák Ferenc

6. Petöfi Sándor

7. Mosonyi Mihály

Unstern!  S 208 (ca. 1885/86)


La lugubre Gondola  Nr.2  S 200  (1886)

 

Nuages gris  S 199  (1881)

 

Mephisto Walzer  Nr.3  S 216  (1882)

 

Im Mephisto-Walzer Nr. 3, einem Spätwerk aus dem Jahre 1882, steht das Virtuose nicht mehr dermaßen im Vordergrund wie in Nr. 1, dennoch auch hier wird vom Pianisten Enormes gefordert: Oktaven, Sprünge, orchestrale Wirkungen. Durch sehr modern wirkende Harmonieverbindungen wirkt dieser Mephisto bizarrer und kühner als der wesentlich bekanntere erste Mephisto-Walzer. Das Dämonisch-Mephistophelische war in Liszts Schaffen stets das Korrelat zu dem Klang hymnischer Devotion: „Wer an Gott glaubt, zweifelt auch am Teufel nicht.“. Nun - In diesem Werk tanzt der Teufel im Viervierteltakt ...  (Joachim Wagner)


MN-22   W.A. MOZART  -  KLAVIERSONATEN  VOL. 1

Sonate  B-Dur  KV 333 (1783)

 

Adagio  h-moll  KV 540  (1788)

 

Sonate  B-Dur  KV 570  (1789)

 

Fantasie  d-moll  KV 397  (1782 oder später)

Zu Michael Nubers "auskomponierter Interpretation" der Fantasie KV 397

Mozarts Fantasie d-moll KV 397 hat fragmentarischen Charakter. Der allzu sorglos heitere, sehr kurze Dur-Schluss wirkt nach dem langen, tief schwermütigen Anfangsteil in Moll maskenhaft aufgesetzt (siehe: Schubert, Mahler) - es ist eine (beabsichtigte?) Brüchigkeit des Werkes spürbar. Nuber stellt in seiner hinzu komponierten Erweiterung gegen Ende des Dur-Teils in romantischer Manier nochmals verdichtet eine thematische Klammer zum Anfang her: Zwar ist das stilistisch ein Anachronismus, doch formal schlüssig gelöst und das Gegensätzliche der Fantasie verstärkend.  (Joachim Wagner)


MN-22   W.A. MOZART  -  KLAVIERSONATEN  VOL. 2

Sonate  F-Dur  KV 332 (1783)

 

Sonate  a-moll  KV 310  (1778)

 

Sonate  A-Dur  KV 331  (1783)

Im ersten Teil (1759) des „Versuch über die wahre Art das Klavier zu spielen“ von Carl Phillipp Emanuel Bach finden sich im „Zweiten Hauptstück, zweite Abteilung“ unter den § 13-16 einige Worte zu den Vorschlägen (Anmerkung: Der Begriff „Vorhalt“ war damals noch nicht gebräuchlich – man sprach von kurzen und langen Vorschlägen):

„Es ist ganz natürlich, daß die unveränderlichen kurzen Vorschläge am häufigsten bey kurzen Noten vorkommen (…). Sie werden ein, zwey, dreymahl oder noch öfter geschwänzt und so kurz abgefertigt, daß man kaum merkt, daß die folgende Note in ihrer Geltung etwas verliehret. (…) Außerdem, was bishero von der Geltung der Vorschläge angeführt worden ist, kommen zuweilen Fälle vor, wo der Vorschlag wegen des Affects länger, als gewöhnlich gehalten wird, und folglich mehr als die Hälfte von der folgenden Note bekommt.“ (C.P.E. Bach kommentiert in seinem Buch diese Ausführungen mit einigen Notenbeispielen).

Eine Ausführung des Hauptmotivs des letzten Satzes der Sonate A-Dur KV 331 („Alla turca“ - siehe Notenbeispiel) (und vieler anderer Sonatensätze bei Mozart und anderen Komponisten der Zeit) als vier gleiche Sechzehntel ist demnach immer falsch. Entweder muss der Vorschlag kurz ausgeführt werden - oder eben lang als Vorhalt. Dann aber sollte er an die folgende Note angebunden werden und eher länger sein als diese und die Hauptnote als Vorhaltsauflösung leise und kurz, was wiederum ein gleichmäßiges legato oder non legato ausschließt.

Eine Interpretation als (langer) Vorhalt wäre nur bei langsamerem Tempo sauber dem Hörer zu vermitteln (übrigens: ist dieser Satz ohnehin nur „Allegretto“ bezeichnet !). Der kurze Vorschlag hat aber in diesem Falle auch den Vorteil, dass dieses Motiv als ein weiteres Schlagmotiv den Charakter der Janitscharenmusik unterstreicht. Mozart hat ohnehin durch zahlreiche Schleifer, kurze Akkord-Vorschläge, angerissene Dreiklänge in der linken Hand, Tonwiederholungen in der Begleitung (Trommel) diesen Charakter („Alla turca“) erzielen wollen und die Marschmusik mit all ihren typischen Instrumenten imitieren wollen. 

Auch in der Ausführung der Doppelschläge (z.B. im Adagio der Sonate F KV 332) soll nach CPE Bach der nach der Verzierung wiederkehrende Hauptton den fettgedruckten Grundrhythmus (hier punktierter Rhythmus) beibehalten werden, d.h. er wird länger gehalten als notiert, die folgende (letzte) Note muss daher zum Zweiunddreißigstel verkürzt werden.  (Michael Nuber)

Ein Ausrufezeichen

Michael Nubers Hinweis und Umsetzung einer historisch korrekten Spielweise ist längst überfällig. So ist ein musikalischer Diskurs eröffnet, der sich nicht theoretisch stattfindet, sondern von jedermann auch zu hören ist - auch bei Domenico Scarlattis Sonate K 247 (MN-48)! Um par exemple beim "Alla rurca" zu bleiben: Ein genauerer Blick auf den Notentext zeigt noch mehr, was korrekt umzusetzen wäre und somit das damals völlig fremdartige türkische Flair viel deutlicher (und auch im perkussiven penetranter) darstellen würde. Ein notengetreue Umsetzung würde dem Ohrwurm von Mozart die korrumpierende Gefälligkeit nehmen, deutlich mehr (bedrohliche) Vitalität geben und tatsächlich auch fernen Wind wegen lassen ... (Joachim Wagner)


MN-43   W.A. MOZART  -  KLAVIERSONATEN  VOL. 3

Sonate  Es-Dur  KV 282 (1775)

 

Rondo  a-moll  KV 511  (1787)


Rondo  D-Dur  KV 485  (1786)

 

Fantasie  c-moll  KV 475  (1785)

 

Sonate  c-moll  KV 457  (1784)

Fantasie KV 475 und Sonate c-moll KV 457

Dieses exzentrische Werk ist ein erschreckendes Dokument der Trostlosigkeit und Verzweiflung. Es überbietet die a-moll Sonate durch seine eruptive Ausdrucksgewalt und weist in das folgende Jahrhundert der romantischen Leiden und Leidenschaften. Kaum sonst hat Mozart eine solche Dramatik auf dem Klavier entfaltet! Gerade im Zusammenwirken der Fantasie und der Sonate erschließt sich die innere Dramatik, greift die Fantasie weit aus und steigert einige Gedanken bis zu großen Höhepunkten, bändigt Mozart alle Spannungen in der Sonate und führt sie mit höchster kompositorischer Reife zu einem seiner intensivsten Werke. Mozart hat nicht nur dadurch, dass er beide Werke zusammen veröffentlichen ließ, eindeutig die Zusammengehörigkeit zu einer größeren Einheit klargestellt, er hat auch in beiden Werken das gesamte Material des Themas des Ricercare aus dem Musikalischen Opfer von J.S. Bach vollständig benützt, ohne es vollständig zu zitieren.  (Michael Nuber)


MN-55   M. NUBER  -  KOMPOSITIONEN  &  IMPROVISATIONEN

CD 1


Klavierstück op. 8 (2. Fassung 1980)

Fantasie op. 10 (1977)

Klavierstück op. 34 (1981)

"Erinnerung an Mahlstetten"

Prélude op. 27 (1981)

4 Klavierstücke op. 36 (1981)

Fantasie RB op. 58 (2005-07)

"Psychogramm" in vier Teilen

Trauermusik RB op. 62  (2008-17)

Kleine Fantasie op. 75 (2015)

Fantasie op. 71 (2013)

Bagatelle op. 72 (2013)

Kleine Fantasie op. 74  (2015)

Bagatelle op. 76 (2016)

Fantasie op. 77 (2015-17)

Kleine Elegie op. 63 (2009)

Prélude op. 68 (2011)

Kleine Fantasie op. 69 (2012)


CD 2


Fantasie und Toccata op. 78 (2017) (15:15)

-  Fantasie

-  Introduktion und Toccata

 

IMPROVISATIONEN

13. Dezember 2015

14. Februar 2016

28. Februar 2016

20. November 2016

26. März 2017

14. April 2017

Kompositionen

Michel Nuber versucht immer unmittelbar aus sich selbst zu schöpfen. Er schreibt keine "konstruierte" Musik - d.h. Musik, deren Strukturen mehr aus dem Denken als aus dem Seelischen entstehen. So entsteht seine Musik aus einer quasi geordneten Improvisation. Entwicklungen und harmonische Fortschreitungen sind selten. Meist werden die Motive und die melodischen und rhythmischen Elemente leicht verändert, wiederholt, neu gemischt und sie werden mit anderen Motiven kontrastiert. Ihm ist Musik ein Ausdruck des geistig-seelischen Inneren und damit nicht an eine Zeit oder aktuelle Mode gebunden.


Improvisationen

Wenn ich mich an den Flügel setze und mich nur von meinem Inneren leiten lasse und möglichst alles Denken ausschalte, meine Finger intuitiv an die Tasten führe und "es" spielen lasse, dann ist das ein unglaublich erfüllender und spannender Prozess. Ich hab das oft im Leben gemacht – alleine und vor Publikum. Seit einigen Jahren improvisiere ich auch manchmal, wenn das Aufnahmegerät eingeschaltet ist. Manche dieser Improvisationen finden sich nun auf der vorliegenden CD. Sie sind zum Teil recht verschieden, aber ich habe - gerade in nun zeitlichem Abstand zur Entstehung - den Eindruck, dass diese Spontan-Erfindungen durchaus einen eigenständigen Wert neben meinen Kompositionen besitzen. Ich hoffe auch für den aufmerksamen Zuhörer. (Michael Nuber)


MN-48   D. SCARLATTI  -  SONATEN  VOL. 1

Sonate  f-moll  K 69  L 382

Sonate  f-moll  K 19  L 383

Sonate  f-moll  K 466  L 118

Sonate  f-moll  K 238  L 27

Sonate  d-moll  K 516  L S12

Sonate  f-moll  K 481  L 187

Sonate  a-moll  K 175  L 429

Sonate  d-moll  K 52  L 267

Sonate  H-Dur  K 245  L 450

Sonate  cis-moll  K 247  L 256

Sonate  f-moll  K 183  L 473

Sonate  g-moll  K 8  L 488

Die Sonate a-moll K 175 L 429 lebt von trotzigen Akkordschlägen und kühnen, jeder Regel spottenden Acciaccaturen*. Sie wirkt stellenweise fast schon wie ein Vorläufer des Expressionismus oder einiger der spitzig-aggressiven "Vision fugitives" von Prokofiew. Doppeltriller in einer Hand mit gleichzeitig zu haltenden weiteren Tönen, große Sprünge, Akkordbrechungen und vieles andere stellen den Pianisten in dieser Sonate vor große Herausforderungen. Dem Hörer öffnet es ein völlig neues Bild des Komponisten. 

 

Übrigens:  Scarlatti vertraute viele seiner innersten Aussagen der Tonart f-moll an – daher die Häufung dieser Tonart auf dieser CD.

 

Cembalo oder Klavier

Scarlatti hat diese Sonaten natürlich für das Cembalo geschrieben und in der Tat klingen viele nur auf diesem Instrument wirklich natürlich. Ich schließe nicht aus, dass ich auch mal eine CD mit Cembalo - Interpretationen veröffentliche. Viele Sonaten eignen sich aber sowohl für das Cembalo als auch für das Klavier und bei einigen habe ich den Eindruck – ähnlich wie bei Bach und Händel – dass das damals in Konstruktion befindliche Hammerklavier schon in den Köpfen war und diese Sonaten erst auf dem Klavier mit der reicheren Dynamik ihre Vollendung finden. Gerade für die vorromantischen, zum Teil extrem gefühlvollen Sonaten scheint mir das Klavier die Eigentümlichkeiten und die Breite des Ausdrucks besser geeignet zu sein.  (Michael Nuber)


MN-31   F. SCHUBERT  -  KLAVIERSONATEN  D 784 + D 840  +  IMPROMPTU  Es-dur  op. posth.

Klaviersonate a-moll op. 143 D 784 (1823)

 

Klaviersonate C-Dur D 840 (1825)

"Relique" (Fragment)


 Impromptu Es-Dur op. Posth. (1828)

Franz Schuberts (1797-1828) Sonate C-Dur „Reliquie“ D 840 (1825) ist viersätzig angelegt – jedoch nur die ersten beiden Sätze sind fertiggestellt. Diese Sonate ist ein Neuanfang nach einer zweijährigen Pause in Schuberts Sonatenschaffen, innerhalb weniger Monate entstanden noch zwei weitere Sonaten (a-moll D 845, D-Dur D 850 "Gasteiner"). Schon Ende März 1824 äußerte Schubert in einem Brief an seinen Freund Kupelwieser, er wolle sich durch die Komposition von Streichquartetten und anderer Kammermusik den Weg zur großen Sinfonie bahnen - einen Weg, auf dem er sich schon seit der "Unvollendeten" (Sinfonie h-moll D 759, 1822) befand.


Die als "Reliquie" bezeichnete Sonate in C-Dur ist ein großer Schritt auf diesem Weg, auch wenn sie als Ganzes unvollendet blieb. Ihr Klaviersatz ist orchestral angelegt, die einzelnen Abschnitte und Formteile nehmen bis dahin ungekannte sinfonische Ausmaße an. Bei genauem Hinhören lassen sich bereits Vorahnungen auf die Große Sinfonie in C-Dur (D 944) ausmachen.

 

Schubert betritt insbesondere im ersten Satz Moderato neue Klangräume, indem er Farben und Schattierungen des Orchesters direkt auf das Klavier übernimmt. Hierin liegt auch die besondere pianistische Herausforderung dieses Satzes: in der Bewältigung von dessen immenser Architektur und der Notwendigkeit, einzelne Instrumentengruppen auf dem Flügel zum Klingen zu bringen. Die epische Breite und die vielen harmonischen Kühnheiten dieses Satzes greifen weit ihrer Zeit voraus und erinnern bereits an die Klang-Kathedralen einer Sinfonie Anton Bruckners.

 

Der zweite Satz in c-moll, Andante, ist formal überschaubarer als der erste und meist in strenger Vierstimmigkeit ausgeführt. Er hat balladenhaften Charakter. Seine gesamte Entwicklung kulminiert in einer großartigen Coda, die wie ein Abschluss für beide Sätze wirkt. Denkbar wäre es, dass Schubert dieses Werk mit seinen beiden herausragenden ersten Sätzen gar nicht mehr vollenden wollte oder konnte, ähnlich wie in der Unvollendeten Sinfonie. Doch Schubert setzte seine Arbeit gemäß dem traditionellen Formprinzip der Viersätzigkeit fort. Das folgende Menuetto in As- Dur (mit vollendetem Trio in gis-moll) bricht wie das Finale (C-Dur) an einer für die Entwicklung entscheidenden Stelle ab. Im Finale wäre ihm die Komposition einer äußerst umfangreichen Durchführung bevorgestanden, da in der Exposition dieses Satzes nicht weniger als drei verschiedene Themen präsentiert wurden, die ihrer Verarbeitung harrten. Die Vielzahl der Themen und die Anlage der Proportionen dieses Finalsatzes (der erste Teil umfasst bereits 238 Takte) lassen auch nicht genau erkennen, ob es sich hier um ein Rondo (wie bezeichnet), oder doch um einen Sonatensatz handeln sollte. Wie auch immer: Franz Schubert hat mit den Sonaten D 840 und auch D 784 die Tür zu einer neuen (sinfonischen) Welt aufgestoßen.  (Michael Nuber)

 

Ein Juwel

Hier möchte ich Sie auf eine ungemein stimmige, geistreiche und auch witzige Orchestrierung der Sonate D 840 durch den zeitgenössischen Komponisten Georg Friedrich Haas hinweisen. Dieses orchestrale Gewand ist quasi eine äußerst kreative Umsetzung des Klavierklangs ins Orchester und gibt dem Hörer eine Fülle an Anregungen. Eine Einspielung mit dem Dirigenten Peter Hirsch (sehr informativer Begleittext + Aufführung aller spielbaren Teile des Final-Torsos der Bruckner 9ten!) lagen beim Label SONY vor. 

(Joachim Wagner)


MN-54   F. SCHUBERT  -  KLAVIERSONATEN  D 575  +  D 625  +  IMPROMPTU  D 935/3

Klaviersonate  H-Dur  D 575  (1817)

 

Klaviersonate  f-moll  D 625 (+ D 505)  (1818)

(Fertigstellung des fragmentarischen 1.Satzes: M.Nuber)


Impromptu  B-Dur  D 935/3  (1827)

"Rosamunde-Variationen" - Thema mit 5 Variationen

Schuberts Klaviersonate f-moll D 625 / 505 hat deshalb zwei verschiedene Deutschverzeichnis Zuordnungen, weil der langsame Satz nach Schuberts Tod isoliert als Einleitung zu einem Rondo mit der Nummer D 505 veröffentlicht wurde. Dieser Satz gehört aber eindeutig zur Sonate D 625.

 

Schuberts modernste(!) Sonate (viersätzig) wurde 1818 komponiert und bildet den Schlusspunkt der ersten großen Sonatenperiode. Das gesamte Material des ersten Satzes entwickelt sich aus dem Kopf des ersten Themas. Dadurch entsteht eine äußerst dichte Form, welche die überwiegend melancholische Aussage verstärkt. Dieser Satz bricht nach der Durchführung ab.

 

Michael Nuber, der selbst auch Komponist ist, hat im Stile Schuberts die Reprise zu Ende geführt und mit einer knappen Coda diesen ersten Satz abgerundet. Er führt die kompositorischen Entwicklungen der Exposition und Durchführung in der Reprise weiter, wobei er eine einfache (nur tonartlich veränderte) Wiederholung des thematischen Materials unterlässt. Der lyrische zweite Satz steht in Des-Dur (D505), das Scherzo in E-Dur. Innerhalb dieser beiden Sätze fallen ungewöhnliche harmonische Ausweichungen und kühne Modulationen auf. Der letzte Satz ist formal vollendet, jedoch hat Schubert gegen Ende einige Stellen nur skizziert und auf viele sonst bei ihm übliche Feinheiten verzichtet, welche sich aber leicht ergänzen lassen. Ungewöhnlich ist hier das sehr aufgewühlt wirkende erste Thema, das mehr aus bewegten Klängen als aus Melodien besteht. Manches in diesem Schlusssatz weist schon auf die Werke Chopins.

 

In der gesamten Sonate sind harmonische Extravaganzen auffällig - schon in den Grundtonarten der vier Sätze: f-moll E-Dur (Trio A-Dur), Des-Dur und f-moll zeigen eine Anlage, die auf große Gegensätze aufgebaut ist. Diese zeigt sich auch innerhalb der einzelnen Sätze:

Im ersten Satz (f-moll) sind größere Ausweichungen nach A-Dur zu finden, im zweiten Satz (Scherzo, E-Dur) findet sich ein längerer F-Dur-Abschnitt und Stellen in Gis-Dur (As-Dur – die parallele Tonart zu f-moll), das Trio steht in A-Dur. Der langsame Satz (Des-Dur) beinhaltet einen Mittelteil in A-Dur, das Finale (f-moll) berührt Ges-Dur, fis-moll und A-Dur. So sind alle Sätze trotz der extremen Gegensätze tonartlich eng miteinander verbunden.  (Michael Nuber / Joachim Wagner)


MN-44   F. SCHUBERT  -  KLAVIERSONATEN  D 566  +  D 845  +  ALLEGRETTO  D 915

Klaviersonate  e-moll  D 566  (1817)

 

Allegretto  c-moll  D 915  (1827)


Klaviersonate  a-moll  D 845 (1825)

Schuberts a-moll-Sonate D 845, die er 1825 komponierte und im folgenden Jahr als op.42 mit der Widmung an den Erzherzog Rudolf unter dem Titel "Grande Sonate" veröffentlichte, nimmt eine Ausnahmestellung in seinem Sonatenwerk ein. Sie trägt ihren Titel zurecht, die Weite der viersätzigen Form, die Fülle der musikalischen Details und die Dynamik des Ausdrucks heben sie über ihre Vorgängerinnen hinaus. Sie steht gleichwertig, wenn auch ihrem Wesen nach unverwechselbar, neben der großen Form Beethovens. Fast nie hat Schubert eine sonst so dramatische Sonate geschrieben, die so unerbittlich sein schweres Schicksal zeigt, selten bekennt er, wie sehr er sich von der Welt entfernt hat, wie er total vereinsamt dasteht. Die Worte Rückerts "Ich bin der Welt abhanden gekommen" sind wohl der beste Ausdruck dieses tiefen innerlichen Schmerzes.  (Michael Nuber)


MN-50   F. SCHUBERT  -  KLAVIERSONATE  D 959  +  IMPROMPTUS  D 899/4 + D 899/2

Klaviersonate  A-Dur  D 959  (1828)

 

Impromptu  As-Dur  D 899/4  (1827)


Impromptu  Es-Dur  D 899/2 (1827)

Fünfzig CDs mit Michael Nuber

Dies war die fünfzigste CD-Produktion von JAW-Records mit Michael Nuber. Trotz dieser immensen Produktivität (Aufnahmen seit 2006, CDs seit 2009) ist noch nicht mal der Kosmos aller Komponisten des Repertoires des Pianisten erschöpft. Geplant sind z.B. aus Barock und Früh-Klassik Froberger, C.Ph.E. Bach und F.X. Mozart und aus dem 20ten Jahrhundert Bartok, Kodaly, Prokofieff, Ginastera, Hindemith… und natürlich einige weitere CDs von Beethoven, Schubert, Chopin, Liszt usw. Die meisten Aufnahmen sind Mitschnitte öffentlicher Konzerte, deren Hörgenuss - dank der Zuhörerschaft - aber nicht durch üblicherweise meist dabei entstehende Nebengeräusche getrübt wird.


MN-28   F. SCHUBERT  -  KLAVIERSONATE  D 960

Klaviersonate  B-Dur  D 960  (1828)

Zwei Betrachtungsweisen und Empfindungen zu Schuberts B-Dur Sonate

 

1. Die B-Dur-Sonate ist ein Werk lyrischer Gelöstheit, mit einer "feierlichen zart-hymnischen Note"  (Alfred Brendel: Musik beim Wort genommen, München 1992). Die zum Sonatenbeginn exponierte friedfertige Melodie, ihre Intervalle und ihr kreisender Gestus, sind Quelle und Bezugspunkt für das gesamte Werk. Obwohl in den  Sätzen eine enge Verwandtschaft des motivischen Materials auszumachen ist, so sind diese dennoch im Ausdruck kontrastreich, von unerschöpflichem Erfindungsreichtum der Varianten und Wechselseitigkeiten und verbreiten einen einzigartigen klanglichen Zauber. Ob zarte Farbschattierungen oder unvermittelte Rückungen - in ihren wechselnden harmonischen Gewändern werden gerade Wiederholungen zu "himmlischen Längen". Schubert sendet seine Melodie auf Wanderschaft in die "heilige Wildnis" (Hölderlin) der Musik, wo sie sich - ihrer selbst bewusst - ungebunden entfalten kann: sich häufig wandelnd, Details aufnehmend und sich ihrer erinnernd, sich weit entfernend und wieder zurückkehrend. Typisch für Schuberts harmonisches Denken ist das Verblassen der Dominante vor dem eigentümlichen Charme der Mediante (terzverwandte Tonart), Dur-Moll-Schnitte oder abrupte halbtonmäßige Rückungen einer Tonart…

 

2. Die Spannungen in der B-Dur-Sonate hängen wesentlich mit den benutzten Tonarten zusammen: Dem heitere B-Dur stellt Schubert das schwebende Ges-Dur schon im Hauptsatz gegenüber - mit "Ges" bereitet er das fis-moll (enharmonisch verwechselt) des Seitensatzes vor, welcher nach A-Dur und anderen Tonartenbereichen im Epilog doch noch in das erwartete F-Dur mündet. Als extremer Kontrast beginnt die folgende Durchführung tief melancholisch in cis-moll und verbindet sofort Teile des 1. und 2. Themas miteinander. Sie moduliert intensiv und führt zu regelrechten Explosionen. In der Reprise, die ja eigentlich die Wogen glätten sollte, treffen B-Dur (Hauptsatz) und  h-moll (Seitensatz) aufeinander.... (!) - größere tonale Kontraste sind kaum möglich… Mit dem Durchführungsbeginn in cis bereitet Schubert schon satzübergreifend die Haupttonart des 2. Satzes vor. Auch hier herrscht tiefe Melancholie... Selbst im scheinbar unproblematischen Scherzo wird für kurze Zeit der fis-moll / A-Dur Bereich erreicht... Im letzten Satz. der immer wieder mit dem G (Dominante zu c-moll) beginnt und die Tonart jedes Mal erst suchen muss, wird in Momenten Ges-Dur erreicht.... kurz vor Schluss scheint die Grundtonart ganz verloren zu gehen - man spürt kurz vor dem Schluss-Presto ein "Sich-Auflösen" ... Die genannten Tonartenbereiche sind übrigens die gleichen, die auch bei der ebenfalls in B-Dur stehenden Hammerklaviersonate von Beethoven wesentlich sind: B-Dur / h-moll , fis-moll, Ges-Dur...  (Michael Nuber)

 

Michael Nuber wählt, dem Werk durchaus angemessen, ein sehr breites Tempo. So lassen sich das harmonische Geschehen und die neuartigen retardierend meditativen Aspekte der sich so frei entfaltenden Musik besonders gut nachvollziehen.  (Joachim Wagner)


KL-01   F. SCHUBERT  -  WINTERREISE  D 911

01 Gute Nacht

02  Die Wetterfahne

03 Gefror´ne Tränen

04 Erstarrung

05 Der Lindenbaum

06 Wasserflut

07 Auf dem Flusse

08 Rückblick

09 Irrlicht

10 Rast

11 Frühlingstraum

12 Einsamkeit

13 Die Post

14 Der greise Kopf

15 Die Krähe

16 Letzte Hoffnung

17 Im Dorfe

18 Der stürmische Morgen

19 Täuschung

20 Der Wegweiser

21 Das Wirtshaus

22 Mut

23 Die Nebensonnen

24 Der Leiermann

Franz Schuberts Winterreise D911 (Herbst 1827, Gedichte von Wilhelm Müller) . . .

. . . ist schon mannigfach analysiert und kommentiert worden. Hier dazu nur die Anmerkung, dass die Bedeutung des bereits mit 32 Jahren verstorbenen Müller (1794-1827) auch heute noch oft übersehen wird. In seinem klaren Blick auf die Welt und die (Un)Tiefen der menschlichen Psyche ist er schon ein Vorläufer des ebenfalls all zu jung verstorbenen Georg Büchner (1813-1837), dessen Woyzeck auch im 20ten Jahrhundert hätte geschrieben sein können - und folgerichtig 1915-17 von A. Berg vertont wurde.

 

Spiegelbilder - Seelenzustände - Entfremdung

Grundlage fast aller Lieder der Winterreise sind "Bilder" von Natur, Mensch oder Phänomenen: eine Wetterfahne, der eisüberzogener Fluss, eine Krähe, fallende Blätter, Eisblumen, Nebensonnen, der Leiermann… all diese Spiegel- und Sinnbilder sind Reflexionen, die der Leidende sucht und findet, um sich und seiner Situation bewusst zu werden und diese annehmen zu können. Der "Flüchtling" weiß um seine selektive Wahrnehmung und kommentiert diese sogar hie und da. Dennoch sind die Bilder ebenso Verstärkung des traumatischen Gemütszustands ...


Müllers "Gedichte aus den hinterlassenen Papieren eines reisenden Waldhornisten" (woraus die Winterreise nur ein Ausschnitt ist) sind deutlich sozial geprägt und in ihrer Gebrochenheit Heine nicht unählich. Schuberts Blick hingegen wendet sich stark dem Individuum zu und somit wird das (jederzeit aktuell) Soziale des Stoffs der Winterreise gern übersehen: die Entfremdung des Individuums in der Gesellschaft. Schubert, der diesen Zustand sowohl vom Gesellschaftlichen her (er lebte in der rigiden Metternich-Ära) als auch im Persönlichen bestimmt gut kannte, fühlte sich dem "Reisenden" seelenverwandt.

 

Das CD-Cover und die dort vermerkten "Kommentare"

Das Bild wirft einen Blick auf das Nachkriegs-Mannheim. Der Bezug zur Winterreise? Dazu ein paar Schlagworte: Desillusionierte, Traumatisierte, Kriegsheimkehrer, Auflösung, Entwurzelung, abgebrochene Existenz, bar sozialer Bindung, Kälte, Misstrauen. Und später die Legende, damals hätten alle Zusammengehalten... Dazu Müllers Worte: "ich bin zu Ende mit allen Träumen" .

Die "Vermerke" sind subjektive, aber dennoch kalt-nüchterne Kommentare zum Sichtbaren und Unsichtbaren der Winterreise und des Bildes. Alle Worte entstammen den vertonten Liedern, erfahren aber durch den nahen Zeitbezug und das „Herausgerissene“ eine andere Qualität. Auch die unmittelbare Nähe von räumlich und zeitlich Entferntem schafft neue Bezugspunkte und Gedanken. Ein "Spiel" mit Bildern - ob nun romantisch oder "modern": wie nah ist uns doch Wilhelm Müller und wie nah geht er uns - besonders durch Schuberts Seelen-Musik ...  (Joachim Wagner)


MN-25   R. SCHUMANN  -  KINDERSZENEN + CARNAVAL

Kinderszenen  op. 15  (1838)


aus:  Waldszenen  op. 82

-  Abschied

-  Vogel als Prophet


Carnaval  op. 9  (1834-35)

Carnaval op.9  ist der pianistisch glänzendste unter den Tanzzyklen und daher seit Liszt, der als erster das ganze Werk spielte, eines der beliebtesten Konzertstücke geworden. Schumann wollte das Werk im Wort(noten)spiel ursprünglich "Fasching" nennen mit dem Untertitel "Schwänke auf vier Noten" (FASCHing und SCHwAnk beinhalten ja auch die bedeutsamen Buchstaben (dazu gleich mehr), beugte sich aber dem Willen des Verlegers. Der Untertitel "Scènes mignonnes sur quatre notes" deutet auf den Namen "Asch", den Geburtsort Ernestines, mit der Schumann zu der Zeit verlobt war. Die Buchstaben kommen aber auch in Schumanns Namen vor… Das Motiv A-S(Es)-C-H oder S-C-H-A ist gleichsam die Initiale des Ganzen und ist in allen Nummern in der melodischen Entwicklung tragend. Dieser Zyklus bringt Freunde, Freundinnen, Kollegen, (Fantasie-)Figuren der commedia del'arte und sein eigenes aufgespaltenes Wesen (Eusebius und Florestan) zusammen und lässt sie alle ein buntes, ausgelassenes Fest feiern - einen "Maskenball der Davidsbündler".

Carnaval ist das erste Werk, in welchem sich Schumanns Genie im ganzen Umfang offenbart. Die vom majestätischen Vorspiel und dem Marsch der Davidsbündler eingerahmten 18 Episoden zeigen die erstaunlich abwechslungsreiche Fülle seiner musikalischen Fantasie. Die vier erwähnten Noten, die sich als Gerüst in sämtlichen Einzelstücken wiederfinden, geben Gelegenheit zu den überraschendsten Abwandlungen.

 

Anmerkung zu dem Stück „Sphinxes“ aus Carnaval op. 9 :

In "Sphinxes" (nach Jean Pauls "Dämmerungsschmetterlingen") ergeben "unspielbare" Noten (siehe das Notenbild rechts) - stumm und geheimnisvoll - ein Rätsel, indem sie den Namen Asch mit Schumanns eigenem Namen verbinden. In der hier mitgeschnittenen Aufführung stellte sich der Pianist Michael Nuber den Klang diese Noten vor - ohne diese physisch am Klavier zu spielen. Somit ist die dadurch entstandene Stille keine "Pause", sondern innerlich gehörter Klang ... "ungesagt", nur in der inneren Erlebniswelt des Interpreten, als eine weitere Dimension dieser überaus romantischen Musik.  (Michael Nuber / Joachim Wagner)


MN-37   A. SKRJABIN  -  KLAVIERWEKE  VOL. 1

Etüde  cis-moll  op. 2/1  (1887)

Nocturne  fis-moll  op. 5/1  (1890)

Etüde  dis-moll  op. 8/12  (1894)

Prélude und Nocturne für die linke Hand allein  op. 9  (1894)

Sonate  Nr 2  gis-moll  op. 19 "Sonate-Fantasie"  (1892-97)

4 Préludes op. 22 (1897)

Prélude  op. 27/1  (1900)

Etüde  op. 42/4 (1903)

Trois Morceaux  op.45  (1904)

Prélude  op. 49/2

"Bruscamente irato"  (1905)

Rêverie op. 49/3 (1905)

Prélude op. 51/2 "Lugubre" (1906)

Poème languide  op. 52/3  (1907)

Deux Morceaux  op. 57 (1908)

Feuillet d'album  op. 58 (1910)

Poème  op.59/1 (1910)

Poème  op. 63/2 "Étrangeté" (1911-12)

Poème  op. 69/1 (1912-13)

Poème  op. 71/2  (1914)

Bemerkenswert ist immense Entwicklung in Skrjabins kurzem Leben. Sind die ersten Werke noch an Chopin, Glinka, Tschaikowski, Balakirew, Cui u.a. orientiert, so tritt parallel dazu schon bald sehr viel Eigenes zu Tage. Vor allem in den Etüden op. 8 und in dem für die linke Hand allein (wegen eigener Probleme mit der überübten Rechten) komponierten Prélude und Nocturne op.9 zeigt sich mehr und mehr ein ganz eigener Klaviersatz. Gerade die Stücke für die linke Hand benützen diese Hand auf vorher ungeahnte Weise. Die Linke übernimmt quasi orchestral Melodie und Begleitung aber auch immer wieder farbenreiche Gegenstimmen.

Später profitiert sein Klaviersatz (in den Sonaten aber auch in kleineren Stücken) von den Techniken dieses Werkes. Für den extrem polyphon empfindenden Meister war ein ebensolcher Klaviersatz vonnöten, um alle gleichzeitig vorhandenen Schattierungen seiner Seele auch flexibel ausdrücken zu können. In der mittleren Schaffenszeit führt er die Harmonik und die Ausdrucksvielfalt weiter bis an die Grenzen des Instruments. Im Spätwerk hat er eine eigene später kaum weitergeführte Harmonik erschaffen, die zwar nicht eigentlich tonal ist aber eben auch nicht atonal. Sie besitzt zwar keinen Grundton aber gewissermaßen einen „Grundklang“. Sphärisches, Übersinnliches, innerlichste Seelenschwingungen und mystische Ekstase entstehen in dieser Zeit in seinen Klaviersonaten aber auch in vielen der kurzen Préludes und Poèmes.  (Michael Nuber)


MN-15   MICHAEL NUBER  SPIELT  CHOPIN  LISZT  DVORAK  DEBUSSY

CHOPIN

Walzer  e-moll  op. Posth.

Nocturne  e-moll

Nocturne  As-Dur  op. 32/2

Polonaise  f-moll / cis-moll op. 26/1

Nocturne  cis-moll  op. 27/1

LISZT

Konzert-Etüde  Des-Dur

Abschied  (~1885)

En Rêve  (1885)


DVORAK

Ekloge  g-moll  op. 52/4

DEBUSSY

Canope  (Préludes II, Nr. 10)

Feuilles mortes  (Préludes II, Nr. 2)

Ondine  (Préludes II, Nr. 8)

Eine andere Aufführungsform - kein Konzert und auch keine Studioaufnahme

Bei der Veranstaltung am 9. Juli 2009 im Klavierhaus Wagner in Eschach handelte es sich nicht um ein offiziell angekündigtes Konzert, sondern um etwas Neues: Eine Mischform, die die Möglichkeiten der Studioaufnahme (z.B. einen ganzen Satz oder Abschnitte eines Stückes mehrmals zu spielen) mit der dem Pianisten Michael Nuber so wichtigen Spannung von Live-Konzerten verbindet. Die kleine geladene Zuhörerschaft hatte hier die Gelegenheit, das Ringen um Klavierwerke hautnah und eindringlich zu erleben, die Wahrnehmung durch Vergleichen zu schärfen und somit die Werke auch besser kennen zu lernen.  (Joachim Wagner)


MN-16   FELIX  FANNY  &  FREUNDE

FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDY

Lieder ohne Worte

-  B-Dur op. 67/3 (2:56)

-  a-moll op. 38/5 (3:40)

-  fis-moll op. 67/2 (3:02)

-  a-moll op. 85/2 (1:35)

-  G-Dur op. 62/1 (3:10)

-  g-moll op. 19b/6 (2:15)

-  a-moll op. 19b/2 (3:24)

-  h-moll op. 67/5 (2:14)

-  Es-Dur op. 53/2 (3:30)

Charakterstück e-moll op. 7/1

Präludium h-moll op. 104/2

FANNY HENSEL

Abschied von Rom (3:46)

Allegro vivace A-Dur (3:36)


CLARA SCHUMANN

Romanze es-moll op. 11/1


ROBERT SCHUMANN

2 Fantasiestücke aus op. 12

-  Des Abends

-  Aufschwung


FELIX MENDELSSOHN-BARTHOLDY

Variations sérieuses op. 54

K


MN-30   TH. KIRCHNER  &  CLARA SCHUMANN

THEODOR KIRCHNER

Albumblatt  d-moll  op. 7/1

Albumblatt  e-moll  op. 7/5

Albumblatt  D-Dur  op. 7/9

Präludium  G-Dur  op. 9/10

Adagio  c-moll  op. 12

quasi Fantasia

Nocturne  b-moll  op. 14/4

(aus "Fantasiestücke")

Legende  es-moll  op. 18/1

Legende G-Dur op. 18/3

Legende b-moll op. 18/7

Legende F-Dur op. 18/8

Legende d-moll op. 18/9

Aus trüben Tagen c-moll op. 32/8

Elegie f-moll op. 37/1

Elegie a-moll op. 37/3

Neue Albumblätter c-moll op. 49/2

Neue Albumblätter As-Dur op. 49/7

Nachklänge f-moll op. 53/2

Alte Erinnerung  e-moll  op. 74/3

Alte Erinnerung  e-moll  op. 74/6

Romanze  B-Dur  op. 22/6

Romanze  g-moll  op. 22/5


CLARA SCHUMANN

Romanze es-moll op. 11/1

Romanze g-moll op. 11/2

Romanze As-Dur op. 11/3

Theodor Kirchner (* 1823 in Neukirchen / Erzgeb.; † 1903 in Hamburg) war Komponist, Dirigent, Organist und Pianist. Kirchner erhielt bereits frühzeitig Unterricht in  Klavier und Orgel. Ab 1838 setzte er die musikalische Ausbildung in Leipzig fort, wo er Bekanntschaft mit Robert Schumann und Felix Mendelssohn-Bartholdy machte. Nach Beendigung seines Studiums ging Kirchner auf Empfehlung Mendelssohns nach Winterthur in die Schweiz, wo er die Stelle des Organisten an der dortigen Stadtkirche antrat. Dazu gab er Konzerte und wirkte als Musiklehrer. Ab 1862 war er als Dirigent in Zürich tätig, wo er die Abonnementskonzerte der Allgemeinen Musik-Gesellschaft (AMG) leitete. Hier machte er die Bekanntschaft mit Johannes Brahms, mit dem ihn eine lebenslange Freundschaft verbinden sollte, sowie mit Friedrich Hegar. 1872 verließ er die Schweiz und ging zurück nach Deutschland. Stationen seines Wirkens sind Meiningen (Musiklehrer), sowie ein Jahr später Würzburg; hier hatte er die Stellung des Direktors der dortigen Musikschule inne. Ab 1876 war er einige Jahre als Musiklehrer in Leipzig tätig und wechselte im Jahre 1883 an das Dresdner Konservatorium. Im Jahre 1890 ging Kirchner nach Hamburg, wo er - fast erblindet und durch mehrere Schlaganfälle gelähmt - 1903 starb. Seine finanziellen Verhältnisse waren zeitlebens sehr schlecht. Im Jahre 1884 wurde daher für ihn eine Spendenaktion initiiert, an der sich unter anderem Edvard Grieg, Hans von Bülow sowie Carl Reinecke beteiligten. Der Erlös wurde angelegt und der Zins wurde Kirchner zum Lebensunterhalt zur Verfügung gestellt. Sein Freund Johannes Brahms unterstützte ihn, wie schon in den Jahren zuvor, weiterhin zusätzlich finanziell.

Theodor Kirchner war ein sehr produktiver Komponist. Sein Schaffen ist vielfältig und komplex, aber er verzichtete zeitlebens auf große Formen und gab sein Bestes in ausdruckvollen Charakterstücken. Allein das Klavierwerk umfasst mehr als 1.000 Kompositionen. Daneben bearbeitete und arrangierte er viele Werke von Schumann Brahms, Beethoven, Grieg, J. Haydn, Schubert und vielen anderen. Er gilt als der Hauptvertreter der Klavier-Miniaturistik der Romantik.  (Joachim Wagner)


MN-42   M. MUSSORGSKY  &  S. RACHMANINOFF

M. MUSSORGSKY


Bilder einer Ausstellung  (1874)

(originale Klavierfassung) 

S. RACHMANINOFF


Nocturne  a-moll  op. 10/1  (1893)

Prélude Es-Dur  op. 23/6  (1901-03)

Prélude G-Dur  op. 32/5  (1910)


 

Prélude  D-Dur  op. 23/4  (1901-03) Prélude  h-moll op. 32/10  (1910)

Prélude  gis-moll  op. 32/12 (1910)

Elegie  es-moll  op. 3/1  (1892)

Prélude  cis-moll  op. 3/2  (1892)

K


MN-47   G. FAURÉ  &  M. RAVEL

GABRIEL FAURÉ


Sicilienne  op. 78  (1893)

           

Improvisation  op. 84/5 (1898/1902)


7 Lieder  (transkribiert von Michael Nuber) (2010-12)

-  Après un rêve  op. 7/1 (1878)

-  Le secret  op. 23/3  (1880)

-  Au bord de l´eau  op. 8/1  (1875)

-  Nocturne  op. 43/2  (1886)

-  le plus Doux Chemin  op. 87/1  (1904)

-  A Clymène  op. 58/1  (1891)

-  lamento du pecheur  op. 4/1  (1872)

MAURICE RAVEL


Pavane pour une Infante défunte  (1899)


Jeux d´eau (1901)


Prélude (1915)


Sonatine (1905)

 

aus: Miroirs (1905)

-  Oiseaux tristes

-  Une Barque sur l´océan

Zu meinen Klavier-Transkriptionen der Lieder von Gabriel Fauré

Transkriptionen von Liedern können sehr verschieden ausfallen. Man kann bewusst die ursprüngliche Komposition erweitern (sowohl strukturell als auch nur klanglich – was Liszt und andere Romantiker taten), man kann aber auch Takt für Takt notengetreu aus dem Original übernehmen und nur versuchen, die Gesangstimme geschickt in die Klavierstimme einzubeziehen. Dennoch kann man auch auf diese Weise, also mit geringfügiger Veränderung des Originals, durch Lagenwechsel oder Verdopplungen vorsichtig interpretierend in das musikalische Geschehen eingreifen.

Alle meine Lied-Transkriptionen sind von größtmöglicher Werktreue bestimmt. Ich versuche ohne äußere Effekte möglichst den Klang eines Klavierwerks zu erzielen und dabei die ursprüngliche Herkunft vergessen zu machen.

Während eine Übertragung eines Liedes für 2 Instrumente (ich habe einige Lieder von Debussy und Ravel für Cello und Klavier bearbeitet) leicht abwechslungsreich zu gestalten ist (Wechsel der melodischen Führung, Farbwechsel durch unterschiedlichen Klang der Instrumente, Pizzicato- und Flageolett-Effekte auf dem Streichinstrument) ist man bei der Transkription auf das Klavier sehr beschränkt. Melodie und Begleitung auf dem gleichen Instrument führen zu einem sehr einheitlichen Klang, der bei vielen Liedern zu einem Problem werden kann. Andererseits kann man, wenn man die Kompositionsweisen der Meister studiert, durchaus auf diese Weise selbstständige Klavierwerke schaffen – das ist mein Ziel. Der Hörer braucht dann nicht immer die Melodie zu suchen – diese wechselt manchmal öfter die Lage und verliert ihr Eigengewicht – dafür fallen Harmonik und Struktur des Liedes wesentlich mehr ins Gewicht.  (Michael Nuber)


JW-03   KRAUS  SIBELIUS  GRIEG  BEETHOVEN  DEBUSSY  (Michael Nuber / Joachim Wagner / OVS)

J.M. KRAUS

Ouverture d-moll "Olympie" VB 29


J. SIBELIUS

"Valse triste" op. 44, Nr. 1

 

E. GRIEG

"Aus Holbergs Zeit" op. 40  (Erstfassung für Klavier)

L.v. BEETHOVEN

Klavierkonzert Nr. 3 c-moll op. 37

Kadenz: Michael Nuber


C. DEBUSSY

"Feux d´artifice"

(Nr. 12 aus Préludes, Heft 2)

 

K


MN-S1   CARAGENA

J.S. BACH

Präludium und Fuge  BWV 858


W.A. MOZART

12 Variationen  KV 265


C. SCHUMANN

Romanze  op. 21/1

F. CHOPIN

Nocturne cis-moll  op. posth.

Etude  op.10/3


F. LISZT

"Liebestraum" Nr. 3

E. SATIE

Gymnopédie  Nr. 2

Gnossienne Nr. 3


E. GRANADOS

Andaluza


I. ALBENIZ

Córdoba

Orientale

Liebe Hörerin, lieber Hörer,

 

wunderschöne Konzertmitschnitte des Pianisten Michael Nuber in der BRÜCKE, dem Evangelischen Gemeindezentrum der Evangelischen Weststadtgemeinde Schwäbisch Gmünd, haben wir auf dieser CD zusammengestellt und wünschen Ihnen, dass Sie die Werke von Bach bis Albéniz und ihre einfühlsame und ausdrucksstarke Interpretation genießen können.

 

Mit dem Kauf dieser CD helfen Sie zudem, dass vollkommen mittellose Kinder in Cartagena / Kolumbien eine Zukunft haben. 5 Euro Ihres Kaufpreises kommen unmittelbar und ohne jegliche Abzüge deren Ausbildung zugute. Ich weiß, dass diese Kinder Ihnen dankbar sind und gebe diesen Dank gerne an Sie weiter. Die BRÜCKE hat die Gründung der Schulstiftung "Fundación para el Desarrollo de la Niñez Sigel" in Cartagena / Kolumbien 2001 ermöglicht und fördert sie seither nach Kräften mit Spenden, Aktionen und Benefizkonzerten mit Michael Nuber.

 

Zehn engagierte Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen beschäftigt die Schulstiftung Sigel, die derzeit (Sommer 2009) knapp 250 Schüler und Schülerinnen im Alter von 5 bis 11 Jahren betreut. Die Kinder bekommen zu essen, werden eingekleidet und unterrichtet. Eine große Zahl von ihnen besucht die stiftungseigene Schule, eine Vor- und Grundschule, die die BRÜCKE durch Spenden finanziert hat. Ein anderer Teil der Kinder wird in anderen, teilweise weiterführenden Schulen untergebracht. Für deren Mütter wurden eine Nähschule und eine Modeschmuckwerkstatt eingerichtet, damit sie ein wenig Geld verdienen können. Vorsitzende der Stiftung ist Luz Elena Stephan, eine aus Cartagena stammende Mitarbeiterin in der BRÜCKE.

 

Cartagena de Indias, wie die Stadt mit vollem Namen heißt, ist eine großartige Stadt. Weltkulturerbe der UNESCO mit einer faszinierenden, aber auch bedrückenden Geschichte. Das Gold der Inkas wurde einst in dieser Hafenstadt am karibischen Meer auf die spanischen Schiffe verladen. Dann war Cartagena ein Hauptumschlagplatz des Sklavenhandels.


Heute siedeln unzählige Menschen im Umland dieser schönen Stadt in armseligen Behausungen, die man nicht einmal mehr als Hütten bezeichnen kann. Heimatlos geworden in den Wirren des jahrzehntelangen Bürgerkrieges. Vertrieben von Konzernen, die sich ihr Land angeeignet haben. Verarmt in ungerechten Strukturen sind sie ohne jede Perspektive.

Das Elend in diesen Slums ist unbeschreiblich. Viele Eltern fragen wegen einer Aufnahme in die Schule für ihre Kinder nach. Aber das Schulgebäude platzt schon jetzt aus allen Nähten und der Unterricht findet in einer Vormittags- und einer Nachmittagsschicht statt. Die Schulstiftung Sigel ist darauf angewiesen, dass Menschen guten Willens mit ihren Spenden dazu beitragen, den laufenden Schulbetrieb aufrecht zu erhalten und wenn möglich sogar auszuweiten um diesen unglücklichen Kindern eine Zukunft zu geben.

 

Ihre finanzielle Unterstützung kommt in Kolumbien an. Unmittelbar und ungeschmälert. Wir arbeiten ehrenamtlich und unentgeltlich und danken Ihnen für Ihre finanzielle Hilfe und freuen uns, wenn Sie uns auch künftig unterstützen. Denn wir mögen Kinder.

 

Karl-Herrmann Sigel

 

Spendenkonto:

Gemeindeverein BRÜCKE, Kinderhilfe Cartagena
KSK Ostalb BLZ 614 500 50
Kontonummer 805 338 173

Bitte nehmen Sie mit uns Kontakt auf: 

kinderhilfe-cartagena@t-online.de oder persönlich  khsigel@t-online.de


MN-S2   MUSIK UND GEDANKEN ZUM JAHRESWECHSEL  (Michael Nuber & Karl-Herrmann Sigel)

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So

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MN-C1   MICHAEL NUBER - CON ANIMA  piano pur

CD 1

 

G.F. HÄNDEL Partita G-Dur

-  Preludio 

J.S. BACH Italien. Konz. BWV 971

-  Andante

 D. SCARLATTI Sonate L 450

W.F. BACH Sonate a-moll

C.P.E. BACH Sonate WQ 55/3

-  2.Satz: Andante 

J. HAYDN Sonate Nr.52 Es-Dur

-  1. Satz: Allegro

W.A. MOZART 12 Variationen "Ah! vous dirai-je...  (2 Fragmente) KV 265

L.v. BEETHOVEN Sonate op. 90

-  1. Satz: mit Lebhaftigkeit ...

 F. SCHUBERT Sonate a-moll D 784

-  1. Satz: Allegro giusto

 

CD 2

 

F. MENDELSSOHN Lieder ohne Worte

-  B-Dur op.67/3

F. HENSEL Abschied von Rom

R.SCHUMANN Fantasiestücke op.12

-  Des Abends

Cl. SCHUMANN Romanze op.11/1

Th. KIRCHNER Albumblatt op.7/1

J. BRAHMS Intermezzo op.117/1

A. DVORAK Ekloge op.52/4

F. CHOPIN Nocturne op.62/1

F. LISZT "Liebestraum" S 541

M. MUSSORGSKY

"Bilder einer Ausstellung"

-  Promenade 2 + Il vecchio Castello

S. RACHMANINOFF Prélude op.23/6

I. ALBÉNIZ Tango op.165/2

G. FAURÉ Sicilienne op.78

M. RAVEL Oiseaux tristes

C. DEBUSSY Ce qu´a vu le vent ...

A. SKRJABIN Poème op.59/1   

con Anima – mit Empfindung der Seele


Die musikalische Ausdrucksbezeichnung Con Anima (beseelt, belebt) weist dreifach auf die Verbindung des Wesenhaften und Lebendigen der Musik selbst mit hingebungsvollem Musizieren und auch Hören hin. Ein con Anima ermöglicht den Wandel von reiner Gefühlsempfindung oder einem intellektuellen Verständnis der Musik zu einer umfassenderen "Seelen-Wahrnehmung".

 

Diese Doppel-CD beinhaltet Auszüge aus 19 von bereits 56 erschienen CDs (Stand: 2021) mit dem Pianisten Michael Nuber - und somit auch eine breite Katalog-Übersicht des Labels JAW-Records, für welches der Pianist exklusiv aufnimmt. Knapp zweieinhalb Stunden Musik mit 25 Komponisten von Barock bis Fin der Siècle sind zu hören - teils mit vollständigen und in sich geschlossenen Werken, teils mit Einzelsätzen aus Sonaten oder Suiten.

Die durchdachte Zusammenstellung von Ruhigem, Bewegtem und allen emotionalen Aspekten, aber auch eine innere "seelische" Abfolge mit Schwerpunkten machen diesen Sampler zu einer vollgültigen CD. Es gibt keine besondere Betonung von "Publikum-Lieblingsstücken" (auch wenn ein paar dabei sind), wie es bei "Appetit-Anreger-CDs" sonst meist der Fall ist. Diese CD will allein durch die Stimmigkeit des Musikalischen und durch das Gesamtkonzept überzeugen!

 

Beide CDs haben jeweils einen anderen Schwerpunkt:

 

CD 1 beinhaltet hauptsächlich Stücke, bei denen die musikalische Entwicklung, das Konstruktive, Agile und Abwechslungsreiche wichtig sind. Con Anima steht hier vorwiegend für das Virtuose und Geistvolle der meist groß angelegten Werke.

 

Schon bei den ersten Stücken des Barock und der Vorklassik ist Michael Nubers Credo hörbar: Jede Musik hat ihr eigenes wesensgemäße Espressivo. Nuber lässt den Hörer diese "innere Gestalt" erfahren, ohne dabei die Struktur oder Klarheit des Werks zu vernachlässigen.

 

Die Tracks 3, 4, 6, 8 und 9 zeigen unterschiedliche Ansätze zur Komposition der Sonatenform und beleuchten chronologisch die Entwicklung dieser klassischen Form schlechthin: D. Scarlatti und W.F. Bach (letzterer erstaunlich romantisch empfunden) sind hier in einsätzigen Vorläufern zu hören, bei Haydns kreativer Formvollendung ist die Dualität schon stark ausgeprägt und der späte Beethoven und Schubert sprengen die Form (mit drei Themen oder Metamorphosen).

 

CD 2 ist in allen musikalischen Facetten eher kontemplativ angelegt. Hier zeigt sich das Con Anima besonders im Klanglichen und in der Tiefe der romantisch fernen Empfindung.

 

Die Tracks 1 bis 6 der zweiten CD sind Werke miteinander befreundeter Komponisten, die alle zur Deutschen Hoch- bzw. Spätromantik zählen. Auch wenn Fanny Hensel, Clara Schumann und Theodor Kirchner lange Zeit fast vergessen waren, so schätzt man heute immer mehr deren kleinformatige Werke, die Vorbilder nicht verleugnen und dennoch ein eigenes Gesicht zeigen. Chopin, Dvorak, Mussorgsky, Rachmaninoff und Albéniz lassen deutlich nationale Merkmale in ihrer Musik erkennen (Melodie, Rhythmik, Harmonik), was bei Liszts Liebestraum nicht zum Tragen kommt. In den späten Werken Liszts dient das "Ungarisches" nur noch als ein Ausdruckmittel der Klangrede.

 

Auch wenn Fauré erst 1924 gestorben ist, so ist er unter den hier vertretenen französischen Komponisten doch der konventionellste. Ravel und Debussy hingegen kehren sich deutlich von der Romantik ab und schaffen ganz unterschiedliche Musik (mehr oder meist eher weniger zutreffend als Impressionismus bezeichnet), welche die Tonalität stark erweitert oder ihr das Zentrum nimmt.

 

Skrjabin schrieb in jüngeren Jahren in einem Chopin-artigen Stil, bereicherte aber im Laufe seines Lebens (wie auch Liszt und Debussy) die Musik durch die Auflösung gewohnter Formen und funktionaler Harmonik mit ungeahnten Klangwelten. Diese drei mutigen Neuerer liegen dem Pianisten und Komponisten Michael Nuber besonders am Herzen ... 


Lassen sie sich nun von der Musik und dem Spiel des Pianisten in der Seele berühren . . .

 

(Joachim Wagner - Produzent von JAW Records)


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